Technoschorle, Golf und Hot Pots

Interview mit Max und Julius des Kollektiv Fünfsinn

Fotos:
Enrico Franz
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Ich hatte das große Vergnügen, mit zwei Gründungsmitgliedern des Kollektivs Fünfsinn zu sprechen, um mehr über deren Geschichte, Schaffen und Vision zu erfahren. 

Beim Kollektiv Fünfsinn handelt es sich um ein inzwischen 17-köpfiges  Veranstaltungs-Kollektiv, welches bereits zahlreiche Tanzevents in Wiesbaden gestartet hat. Unter anderem zählen zu den von ihnen gegründeten Veranstaltungsreihen
“Eva & Adam” – eine Outdoorveranstaltung in den Wäldern Igstadts
“Lokalgeflüster” – eine Veranstaltung im Lokal
und “Hot Pot” – eine Veranstaltung im Kesselhaus & 60/40

All diese verbindet ein buntes Line-Up unterschiedlichster Härte- und Tanzbarkeitsgrade elektronischer Musik sowie die Liebe zum Detail, sei es nun das Licht, die Deko, die Location oder die Musik. Mein Interview durfte ich mit Maxleon Kluge und Julius Brücher führen, welche beide seit Tag eins mit dabei sind. Wie dieser aussah und was danach alles geschah, lasse ich sie jedoch selbst erzählen.

Foto Credit: Enrico Franz

Stellt euch doch mal vor, gerne hintereinander. Wer seid ihr? Was tut ihr und woher kommt ihr?

Max: Ich bin der Max, ich bin waschechter Wiesbadener, schon immer gewesen, bin jetzt 28 Jahre alt und ja, zu mir als Person: Ich hab BWL studiert und dann hab ich mir gedacht “was 'ein scheiß Studium, god damn” (lacht), dann hab ich verschiedene Jobs gemacht und hab dann irgendwann gemerkt, was mich interessiert (...). Jetzt bin ich in ‘nem Start-up für E-Lastenrad-Sharing in ganz Deutschland. Sonst mach’ ich viel Mukke, da kennt man mich als “Maxlion”. Ich hab schon als Schlagzeuger in vielen Bands gespielt und irgendwann hab ich ‘nen Stimmbruch bekommen und ja… Jetzt bin ich Rapper und Sänger (lacht). 

Julius: Ich bin der Julius, ich bin auch aus Wiesbaden, also komplett seit ich zwei bin. Ich hab’ Osteopathie studiert, bin jetzt seit ‘nem Jahr fertig, arbeite als Osteopath und mach’ noch eine Zusatzausbildung zum Heilpraktiker (...) und mach’ nebenbei das Kollektiv seit vier-fünf Jahren. Ich mach’ viel Sport, das begleitet mich in meinem Alltag sehr viel. Ansonsten ist es mir wichtig, mich viel mit Menschen zu umgeben und connected zu sein. (...) Das lieb’ ich, ich liebs mit Leuten zu reden, zu kommunizieren, zu connecten. 

Und woher kennt ihr beide euch?

Max: Aus’m Starclub (ehemaliger Club in Mainz). (beide lachen herzlich) 

Julius: Wir waren früher richtige Hip-Hopper, wir hatten immer Bock auf Hip-Hop-Mukke und sind immer nach Mainz gefahren zum Feiern. [Max] Hat im Spital (ehemaliges Restaurant/Bar in Mainz) gearbeitet, als es noch nicht so ne Kommerzkacke war, und da haben wir uns nach ner Schicht mal hingehockt, haben paar Bier getrunken und hatten uns eigentlich gleich gefunden. Das ist easy über zehn Jahre her. 

Was verbindet euch dann besonders? 

Max: Tiefe Freundschaft auf jeden Fall. Und dass wir uns viel erzählen und nebenbei Dinger zusammen machen. 

Julius: Ich vertrau’ dem Max zu 100 % und ich weiß, er hat meinen Rücken, das hat er schon mehrmals bewiesen. (Max klopft Julius auf den Rücken)

Foto Credit: Enrico Franz

Wie genau darf ich mir euer Kollektiv vorstellen?

Julius: Also angefangen hat das alles so ein Jahr oder anderthalb Jahre vor Corona. Wir waren zu fünft und wir kannten uns alle nicht so. Ich war dann ein bisschen so das Bindeglied von diesen fünf Leuten, das waren einmal Dave Leonard, Maxi Heckelmann, Jan Scheel, Max und ich. Dann haben wir irgendwann mal ne Hausparty bei mir geschmissen (...) und das ging assi steil. Dann dachten wir uns: "Alter, wir müssen irgendwas machen, hier ist Totenstille, das geht gar nicht!” und dann sind Maxi und Maxleon heiß geworden, haben gefragt, wie’s aussieht. Wir haben uns zusammen hingehockt, gemerkt, dass wir die gleiche Vision haben und dachten uns: “Lass das einfach zusammen machen”. Zwei Wochen später haben wir ‘ne Party im Wald gemacht, die komplett ausgerastet ist, mit 500-600 Leuten. (...) 

Max: Das heißt, wir haben die Anlage von Dave da hingeschleppt, der hat einfach schon richtiges Equipment gehabt. Da muss man aber an der Stelle auch sagen: Wir fünf Jungs waren so richtig treibend (...), es wurde dann auch online schon richtig aufgezogen, das heißt mit Fotos, geilen Designs und Animationen (...), aber wir hatten auch ganz viele Freunde drumherum, die auch jetzt wieder im Kollektiv mit aktiv sind, die damals auch schon geholfen haben. Das heißt, wir hatten Freunde, die am Eingang gestanden haben oder die an der Bar mitgeholfen haben…

Julius: Wir waren zwar die fünf, aber eigentlich waren wir 20. Also es waren immer Leute von Anfang bis Ende da, beim Aufräumen, Aufbau, Abbau,  Bar, die sich dazugestellt haben, Kasse, Spenden – es war schon immer auf Spendenbasis – die da immer rumgelaufen sind, das war einfach diese Gruppensache, ne? 

Max: Ja, genau. Und dann haben wir halt die erste Party gemacht, im Wald. Das war halt krank. Irgendwo in Igstadt, 2019. Aber an der Stelle muss man sagen, dass wir immer jeden einzelnen Kippenstummel und jeden Bierdeckel aufgehoben haben. 

Julius: Also, was die Umwelt angeht: Wenn wir irgendwo ne Party machen, dann sind wir da, bis da kein einziger Mini-Futzel mehr rumliegt. Also, wir sind da sehr respektvoll und sind auch deshalb an diesem Ort schon mindestens fünf Mal gewesen. Weil der Förster uns kennt, weil die Leute uns dort kennen und weil wir alles aufräumen und keinen Dreck hinterlassen, was auch cool und wichtig ist. 

Krass, was da für ‘ne Dynamik entstehen kann, wenn sich so viele Menschen versammeln. 

Max: Das ist echt so! Das war wirklich einfach nur möglich, weil wir so ‘nen großen Freundeskreis hatten, die alle Bock drauf hatten. Und auch die Leute, die da waren, haben mitgeholfen. Da waren irgendwann 60 Leute oder so, die voll vercrackt durch die Gegend gelaufen sind und trotzdem noch mit Aufräumen geholfen haben. (beide lachen, Julius wirft “Just loove” ein)

Julius: Und ich kann mich auch daran erinnern, dass bei jeder Veranstaltung, die wir dort gemacht haben, irgendwann morgens die Polizei kam, einmal durchgefahren ist, gefragt hat, ob wir das alles aufräumen und dann wieder gefahren sind. 

Max: Ja genau, die haben gesagt: “Wir sind jetzt hier, ist okay, ihr hört jetzt auf.”, das war auch immer ganz geil, das war wie so ‘n Rausschmeißer, for free, weil wir wollten auch irgendwann aufhören (alle lachen).
Genau, dann haben wir eben im Wald die Sache gemacht und parallel dazu auch noch andere Veranstaltungen (...) wie die “Technoschorle”, im 60/40; das ist auch ‘n Getränk, was es jetzt im
Heaven und 60/40 zu kaufen gibt (= Sekt-Mate). Das ging alles richtig steil, die Leute haben richtig Bock drauf gehabt und dann kam Corona…

Wie viele Partys hattet ihr vor Corona?

Julius: Wir hatten circa acht große, geplante Veranstaltungen, aber dazu müsst ihr auch wissen, dass die DJs, die bei uns gezockt haben, überall gezockt haben, also auch auf den ganzen Hauspartys, Geburtstagen und so kleineren Sachen. Also da waren ‘n Haufen Partys. Wir hatten eigentlich echt krasse Pläne geschmiedet und dann war’s das erstmal mit Veranstaltungen. 

Max: Das war dann echt traurig, weil zum einen, klar, Corona nen Strich durch die Rechnung gemacht hat, aber es auch intern so ‘n bissi Veränderungen gab. Da haben sich ein wenig die Wege getrennt (...), das heißt, wir waren dann erstmal so auseinander.

 

Julius: Wir haben so gesagt: “Okay, wir können grad nicht viel machen, soll doch jeder sich erstmal auf sich konzentrieren und wir spalten das erstmal so und warten halt ab, bis es vorbei ist.” Und dann ist Jan auch nach Hamburg gezogen, Maxi ist nach Berlin gezogen… 

Max: Wir haben erst noch versucht, Corona-konform was zu machen, da hatten wir einen Autokino-Rave, war aber auch einfach ned geil, da war auch immer so ein schlechtes Gewissen mit bei. 

Okay, es kam Corona… Und was ist dann passiert? Ihr macht ja jetzt wieder Sachen. Seit wann seid ihr wieder am Start?

Max: Anfang dieses Jahres hab’ ich einfach mal wieder ne Gruppe aufgemacht…

Julius: Ja, deine Mutter hat assi gepusht (beide lachen). Jedes Mal, wenn sie mich gesehen hat, war sie so: “Ey macht doch mal wieder was mit dem Kollektiv!” (lacht). Dann hat Max auch hart gepusht, dass da mal wieder was anläuft. 

 

Max: Ja genau, dann hab’ ich eben diese Gruppe aufgemacht, mit ganz vielen anderen, die davor aber auch schon dabei waren. Das war davor vielleicht auch ein Fehler, dass wir nur in dieser Fünfergruppe waren, weil eigentlich immer so viele mehr dabei waren, die auch wirklich essentiell waren. Das haben wir dieses Jahr jetzt besser gemacht, das Kollektiv ist riesig gewachsen. 

Julius: Man kann sagen, wir haben’s geöffnet für alle, die halt schon immer dabei waren. 

Aktuell ist das Team mit 17 Menschen besetzt, die intern alle unterschiedlichen Aufgaben nachkommen. So gibt es Menschen, welche sich um den Ton und das zugehörige Equipment, um die Deko, das Licht, die Orga, um den Aufbau, die Musik, die Kommunikation, Getränke, die Gäste, sogar Schreinerei-Arbeiten und vieles mehr kümmern. Hierbei haben die Jungs explizit darauf hingewiesen, dass alle ihre individuellen Stärken haben und vorwiegend das tun, was sie am liebsten tun, weshalb sich der ganze Spaß eigentlich nicht wie Arbeit anfühlt, obgleich Unmengen an Arbeit dahinterstecken; “zu schade” für sonstige, abseits des Spaßes liegende Aufgaben sei sich jedoch trotzdem niemand, weshalb die Grenzen in der Ausführung nötiger Tasks meist fließend seien. 

Es sind inzwischen mehr als zwei Jahre vergangen, seitdem es sich bei dem Kollektiv im Kern noch um fünf Jungs handelte. Der Name kommt übrigens, wie soll es anders sein, von den fünf Sinnen und der Anzahl an Initiatoren, die wiederum, wie gesagt, fünf Jungs waren. Der Gedanke sei es gewesen, die fünf Sinne der Besucherinnen und Besuchern mit Licht, Musik, Getränken, schönen Locations und einer guten Stimmung zu stimulieren. Erreicht wird das Ziel mit einer breit aufgestellten Palette aus Afro House, Techno, Minimal, Trance, Tech House, groovigeren Beats und auch sehr schnellem Techno. Wichtig ist es der Gruppe dabei, dass alles schön tanzbar und groovy bleibt, obgleich sie alle super individuelle Stile haben und eine einzelne Party auch gerne mal mit acht Slots belegen.  

Als ich sie frage, ob sie vorhaben, mit ihren Events über Wiesbaden hinauszugehen, erklären sie mir, dass es bereits ein Haufen Arbeit sei, in dieser Stadt etwas zu starten und das auch zu erhalten, sodass es aktuell überhaupt nicht geplant sei, das Gebiet zu vergrößern.    

Foto Credit: Enrico Franz

Auflistung der aktuellen Member:

Aaron Auel, Anna Sommer, Anton Althaus, Jan Scheel, Johanna Brücher, Julius Brücher, Katrina Zimmer, Kenny Diefenbach, Kristina Arndt, Linus Stöber, Luca Albrecht, Marcus Breitkreuz, Maxleon Kluge, Paul Althaus, Silas Pittner, Talina Helena Seiler, Thomas König       

                          

Was habt ihr denn dieses Jahr bisher schon so gemacht und was habt ihr noch vor? 

Max: Wir haben dreimal “Eva & Adam” im Wald gemacht, dann “Garten Eden” im Kontext, das war auch spannend, weil das Kontext ‘ne neue Location für uns ist. Jetzt haben wir ne Reihe namens “Hot Pot”, die haben wir im Kesselhaus eröffnet und sie läuft kommenden Samstag im 60/40 weiter; am 12.11. wird sie wieder im Kesselhaus stattfinden. Wir wollen jetzt erstmal in den Clubs überwintern. Aber unsere eigentliche Passion waren schon immer die Outdoor-Raves. Da ist es die große Vision und das große Ziel, dass wir ein mehrtägiges Outdoor-Festival starten. Darauf sparen wir gerade hin…

Julius: Ja, genau. Da gehen all’ die Spenden hin, Leute (lacht). Wir kennen da so verschiedene Locations in der Nähe, so Landwirtschafts-mäßig, über Kontakte. Das war auch unsere Vision, bevor Corona kam, und diese ganzen Indoor-Sachen halten uns halt am Laufen, damit wir unser Budget halt eben hochfahren, um das ganze Equipment zu kaufen und zu leihen und um das großzuziehen, mit den richtigen Leuten. Wir haben da jetzt auch durch die erhöhte Aufmerksamkeit ein paar Leute mit reinbekommen, die damit schon Erfahrung haben. Uuuuund genau, das ist dann für den Sommer auf jeden Fall unser Ziel, ja (Herzaugen). 

Sehr nice, das klingt nach ‘ner sehr großen Sache. Wisst ihr schon genau wo?

Julius: Ja, aber das sagen wir noch nicht (lacht). 

Foto Credit: Enrico Franz

Man kann sich also auf etwas sehr Großes im Sommer 2023 freuen. Wir sprechen auch über andere Themen wie beispielsweise Max’ Weg zur Musik. Er erzählt mir, dass er seit dem achten Lebensjahr Schlagzeug spielt und auch in einigen Bands gespielt habe, bis die Pubertät ihn in Richtung Hip-Hop trieb und er ziemlich schnell ein ziemlicher Nerd in dem Thema wurde. Aktiv rappen/singen und Musik veröffentlichen würde er seit vier Jahren; in dieser Zeit bildete sich auch eine Fanbase, welche ein hohes Maß an Diversität aufweist, da er unter anderem als Zweitligist im Deutschen Golf-Profisport mit einem Nischen-Hit namens “Golf” seine Liebe zum Sport und der Kultur bekundete. Auch Julius hat andere Interessen, denen er neben seinem ohnehin schon sehr vollen Alltag als Osteopath und Heilpraktiker-to-be nachgeht; so reise er sehr gerne um die Welt und nehme sich dafür auch mal mehrmonatige Surfauszeiten, um Energie zu tanken. Beide erzählen mir, dass sie all die Verpflichtungen, die durch ihre vielen Interessen und Projekte aufkommen, nur dank Sport und solcher Auszeiten überhaupt erst stemmen könnten. Dabei betont Max, dass er auch sehr viel Ruhe, Erholung und Kraft in der täglichen Meditation finde und legt allen ans Herz, diese in das eigene Leben einzubauen. 

Wir reden weiter über ihre Veranstaltungen.  

Was liebt ihr denn an guten Partys besonders? Was muss gegeben sein und was geht gar nicht? 

Julius: Das ist ein Thema, was wir kontinuierlich innerhalb der Gruppe angehen. Es ist uns besonders wichtig, dass unsere Partys sichere Orte für alle darstellen und keine diskriminierenden und schädlichen Handlungen Platz finden können. Niemand soll Angst davor haben, ungewollt angetoucht zu werden, etwas in den Drink gemischt zu bekommen oder rassistisch/sexistisch/homo- bzw. transphob und mit Gewalt angegangen zu werden. Natürlich können wir nicht alles verhindern, daher sind unsere Leute immer mit Awareness sowie offenen Augen und Ohren unterwegs, um da zu sein, falls dann doch etwas passiert, was nicht klar geht oder auch wenn einfach etwas schiefgeht, auch in Bezug auf Konsum.

Max: Und neben diesen sehr wichtigen Punkten ist natürlich auch die Mukke ein entscheidender Faktor. 

Julis: Ja, genau! Die Leute sollen nicht mit einem “ja, war nice”-, sondern mit einem “god damn, was war das für eine Party?!”-Gefühl heimgehen und schöne, besondere Erfahrungen erleben.   

Man merkt daran, wie ihr darüber sprecht, dass es euch wirklich eine Herzenssache ist. Konsum-Awareness war ein wichtiges Stichwort, Julius. Was denkt ihr über die Verbindung von Drogen und Techno-Events? Denkt ihr, sie sind ein Teil davon, oder nur ein Stigma, was von außen wahrgenommen wird?    

Max: Wir selbst sind bei den Events meistens vollkommen nüchtern, damit wir einen klaren Kopf und Überblick über das gesamte Geschehen behalten können, aber klar, da müssen wir ganz ehrlich sein: Das klingt schon hart manchmal, aber für viele sind Techno-Veranstaltungen glaub’ auch Ausreden, um bestimmte Sachen zu konsumieren und ich glaube, das gehört auf jeden Fall dazu und das Klischee bewahrheitet sich. Wir persönlich wissen, dass es auch ohne geht; man kann sich auf Techno auch nüchtern in so ‘ne Art Rauschzustand tanzen, wenn man stundenlang die gleichen Bewegungen macht, aber viele sind dann halt auch da und gönnen sich das und wollen abschalten bzw. entfliehen. Es gehört dazu, doch es muss nicht sein. 

Julius: Diese Art von Events und Konsum bieten halt auch eine große Möglichkeit, den Problemen, denen man sich eigentlich nicht stellen will, zu entfliehen, wie man es auch schon häufiger in Bekanntenkreisen mitbekommen hat. Und ja, wir machen halt Techno-Partys und das ist ein großer, wenn auch teilweise bitterer Teil davon. Wir können das auf unseren Partys auch nicht verhindern, deshalb ist es wichtig, da zu sein und zu helfen, falls etwas passiert.    

Ich hätte dann noch ein paar Fragen zu euch persönlich. 
Wie geht ihr denn so mit Tiefs im Leben um, was hilft euch? 

Max: Ich hab’ so ne komische Beziehung zu Schmerz, ich brauch den einfach. Ich sehe das ganz klar Ying-Yang-mäßig. Du brauchst die schlechten Zeiten für die guten Zeiten. Wenn du jeden Tag Schoki isst, dann schmeckt dir die Schoki irgendwann nicht mehr, du brauchst dann Phasen, in denen du keine Schoki hast, damit die Schoki wieder richtig geil schmeckt. Ich sag’ mir selbst immer, dass Tiefs eine Chance darstellen, wieder was zu lernen und da wieder aktiv rauszukommen. 

Julius: Schwieriges Thema, da befasst man sich ja sein ganzes Leben lang mit. Ich hatte erst wieder eine sehr schwere Phase und war mit sehr vielen Dingen überfordert und hatte keine Kraft mehr. 

Da war es mir dann sehr wichtig, mir zu sagen, dass es vollkommen in Ordnung ist, zu versagen. Es gibt häufig Momente, in denen dir Leute sagen “Ey, du schaffst das” und das sind alles Einflüsse. Doch im Endeffekt ist das, wie man am meisten kommuniziert, mit sich selbst. Und da finde ich es wichtig, sich selbst zu sagen: “Es ist vollkommen in Ordnung, es nicht zu schaffen. Hauptsache du gibst 100 % und ob du es im Endeffekt schaffst oder nicht, ist dahingestellt, aber wenn du 100 % gibst und es probierst, wirst du belohnt.” Und REDET MIT DEN LEUTEN. Es hilft nicht, alles in sich zu behalten;  Die Dinge fressen sich so fies rein.         

Habt ihr ein Motto oder ein Mantra? 

Max: “Let’s fucking go” (zeigt sein Knie Tattoo und lacht). Just do it, wirklich, macht das einfach. 

Julius: Wenn du was im Kopf hast, mach’ es. Versuch es. Give it a shot. Mach’ weiter, scheiß’ drauf, was andere sagen und mach’ einfach weiter. 

Lieblingssnack und -drink?

Max: Kumpir von der Waffel / Skinny Bitch

Julius: Salsiccia-Pasta von Molise / Technoschorle   

Ohne was könntet ihr nicht leben?

Max: Ich könnte auf jeden Fall nicht ohne Mukke leben. 

Julius: Sport. Ich brauche das unbedingt jeden Tag diese Energie rauszulassen, um klarzukommen.  

Gibt es etwas, das ihr euch für die Kunst- und Kulturszene der Umgebung wünschen würdet? 

Julius: Dass die Nachtruhe wegfällt, dass um fünf die Sense sein muss. Das ist schwach, besonders am Schlachthof, weil man da niemanden stört. Die arbeiten grad dran. Dass es offener wird, dass es mehr Clubs gibt; Wiesbaden hatte früher eine so krasse Partyszene in der Zeit, als sich meine Eltern kennengelernt haben, es gab überall in der Stadt Partys, das ganze Wochenende lang. Das ist alles tot und muss wieder aufleben.

Max: Es reicht, dass zwei oder drei Leute klagen, damit so ‘n Ding abgerissen wird, was vielleicht für tausende Leute da war. Man kann so Anwohnern nicht immer die Schuld geben und ich glaube, da braucht es ein richtig gutes Kulturmanagement von der Stadt, das mit Anwohnern redet und versucht, Lösungen zu finden, statt mit ansehen zu müssen, wie alle guten Locations nach und nach schließen.    

Habt ihr noch Tipps, die ihr Beginnern mitgeben möchtet?

Julius: Da kommt mir direkt Max in den Sinn, wie er einfach mit einer Bluetooth Box mit lauter Musik in eine Vorlesung gestürmt ist, um ‘ne Party zu promoten. Da hab ich zuerst auch nicht ganz gewusst, ob das ‘ne gute Idee ist, aber es hat funktioniert und war geil. Deshalb: Einfach machen! Es wird nur funktionieren, wenn ihr die Sache einfach durchzieht und euch traut, das hat oft viel mit Überwindung zu tun.

Max: Einfach machen, worauf man Bock hat, dann wird man die richtige Herangehensweise natürlich finden. 

Als Letztes eine Frage unserer letzten Interviewpartner:inRia” des “nowyouknowcollective”:
Mit welchen drei bereits verstorbenen Künstler:innen/Musiker:innen etc. würdet ihr euch am liebsten mal treffen und was würdet ihr mit ihnen jeweils unternehmen?

Max: Kaffe und Kuchen mit Charlie Chaplin, ein Konzert von Jimi Hendrix besuchen und eine Studio Session mit Mac Miller. 

Julius: Surfen gehen mit Bob Marley, auf ein Konzert von Eazy E (NWA) und mit 2pac auf einen Kampf von Mike Tyson gehen.

Ich bedanke mich für das schöne Interview und wünsche dem Kollektiv viel Erfolg bei allen weiteren Vorhaben. 

Wer neugierig wurde und gerne mal eine der Partys erleben möchte, sollte dem Kollektiv auf ihren Social Media Kanälen folgen, um immer up to date bleiben zu können. 

Ich bedanke mich ebenfalls bei allen Leserinnen und Lesern des Artikels und wünsche euch allen eine schöne Winterzeit! 

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Ich hatte das große Vergnügen, mit zwei Gründungsmitgliedern des Kollektivs Fünfsinn zu sprechen, um mehr über deren Geschichte, Schaffen und Vision zu erfahren. 

Beim Kollektiv Fünfsinn handelt es sich um ein inzwischen 17-köpfiges  Veranstaltungs-Kollektiv, welches bereits zahlreiche Tanzevents in Wiesbaden gestartet hat. Unter anderem zählen zu den von ihnen gegründeten Veranstaltungsreihen
“Eva & Adam” – eine Outdoorveranstaltung in den Wäldern Igstadts
“Lokalgeflüster” – eine Veranstaltung im Lokal
und “Hot Pot” – eine Veranstaltung im Kesselhaus & 60/40

All diese verbindet ein buntes Line-Up unterschiedlichster Härte- und Tanzbarkeitsgrade elektronischer Musik sowie die Liebe zum Detail, sei es nun das Licht, die Deko, die Location oder die Musik. Mein Interview durfte ich mit Maxleon Kluge und Julius Brücher führen, welche beide seit Tag eins mit dabei sind. Wie dieser aussah und was danach alles geschah, lasse ich sie jedoch selbst erzählen.

Foto Credit: Enrico Franz

Stellt euch doch mal vor, gerne hintereinander. Wer seid ihr? Was tut ihr und woher kommt ihr?

Max: Ich bin der Max, ich bin waschechter Wiesbadener, schon immer gewesen, bin jetzt 28 Jahre alt und ja, zu mir als Person: Ich hab BWL studiert und dann hab ich mir gedacht “was 'ein scheiß Studium, god damn” (lacht), dann hab ich verschiedene Jobs gemacht und hab dann irgendwann gemerkt, was mich interessiert (...). Jetzt bin ich in ‘nem Start-up für E-Lastenrad-Sharing in ganz Deutschland. Sonst mach’ ich viel Mukke, da kennt man mich als “Maxlion”. Ich hab schon als Schlagzeuger in vielen Bands gespielt und irgendwann hab ich ‘nen Stimmbruch bekommen und ja… Jetzt bin ich Rapper und Sänger (lacht). 

Julius: Ich bin der Julius, ich bin auch aus Wiesbaden, also komplett seit ich zwei bin. Ich hab’ Osteopathie studiert, bin jetzt seit ‘nem Jahr fertig, arbeite als Osteopath und mach’ noch eine Zusatzausbildung zum Heilpraktiker (...) und mach’ nebenbei das Kollektiv seit vier-fünf Jahren. Ich mach’ viel Sport, das begleitet mich in meinem Alltag sehr viel. Ansonsten ist es mir wichtig, mich viel mit Menschen zu umgeben und connected zu sein. (...) Das lieb’ ich, ich liebs mit Leuten zu reden, zu kommunizieren, zu connecten. 

Und woher kennt ihr beide euch?

Max: Aus’m Starclub (ehemaliger Club in Mainz). (beide lachen herzlich) 

Julius: Wir waren früher richtige Hip-Hopper, wir hatten immer Bock auf Hip-Hop-Mukke und sind immer nach Mainz gefahren zum Feiern. [Max] Hat im Spital (ehemaliges Restaurant/Bar in Mainz) gearbeitet, als es noch nicht so ne Kommerzkacke war, und da haben wir uns nach ner Schicht mal hingehockt, haben paar Bier getrunken und hatten uns eigentlich gleich gefunden. Das ist easy über zehn Jahre her. 

Was verbindet euch dann besonders? 

Max: Tiefe Freundschaft auf jeden Fall. Und dass wir uns viel erzählen und nebenbei Dinger zusammen machen. 

Julius: Ich vertrau’ dem Max zu 100 % und ich weiß, er hat meinen Rücken, das hat er schon mehrmals bewiesen. (Max klopft Julius auf den Rücken)

Foto Credit: Enrico Franz

Wie genau darf ich mir euer Kollektiv vorstellen?

Julius: Also angefangen hat das alles so ein Jahr oder anderthalb Jahre vor Corona. Wir waren zu fünft und wir kannten uns alle nicht so. Ich war dann ein bisschen so das Bindeglied von diesen fünf Leuten, das waren einmal Dave Leonard, Maxi Heckelmann, Jan Scheel, Max und ich. Dann haben wir irgendwann mal ne Hausparty bei mir geschmissen (...) und das ging assi steil. Dann dachten wir uns: "Alter, wir müssen irgendwas machen, hier ist Totenstille, das geht gar nicht!” und dann sind Maxi und Maxleon heiß geworden, haben gefragt, wie’s aussieht. Wir haben uns zusammen hingehockt, gemerkt, dass wir die gleiche Vision haben und dachten uns: “Lass das einfach zusammen machen”. Zwei Wochen später haben wir ‘ne Party im Wald gemacht, die komplett ausgerastet ist, mit 500-600 Leuten. (...) 

Max: Das heißt, wir haben die Anlage von Dave da hingeschleppt, der hat einfach schon richtiges Equipment gehabt. Da muss man aber an der Stelle auch sagen: Wir fünf Jungs waren so richtig treibend (...), es wurde dann auch online schon richtig aufgezogen, das heißt mit Fotos, geilen Designs und Animationen (...), aber wir hatten auch ganz viele Freunde drumherum, die auch jetzt wieder im Kollektiv mit aktiv sind, die damals auch schon geholfen haben. Das heißt, wir hatten Freunde, die am Eingang gestanden haben oder die an der Bar mitgeholfen haben…

Julius: Wir waren zwar die fünf, aber eigentlich waren wir 20. Also es waren immer Leute von Anfang bis Ende da, beim Aufräumen, Aufbau, Abbau,  Bar, die sich dazugestellt haben, Kasse, Spenden – es war schon immer auf Spendenbasis – die da immer rumgelaufen sind, das war einfach diese Gruppensache, ne? 

Max: Ja, genau. Und dann haben wir halt die erste Party gemacht, im Wald. Das war halt krank. Irgendwo in Igstadt, 2019. Aber an der Stelle muss man sagen, dass wir immer jeden einzelnen Kippenstummel und jeden Bierdeckel aufgehoben haben. 

Julius: Also, was die Umwelt angeht: Wenn wir irgendwo ne Party machen, dann sind wir da, bis da kein einziger Mini-Futzel mehr rumliegt. Also, wir sind da sehr respektvoll und sind auch deshalb an diesem Ort schon mindestens fünf Mal gewesen. Weil der Förster uns kennt, weil die Leute uns dort kennen und weil wir alles aufräumen und keinen Dreck hinterlassen, was auch cool und wichtig ist. 

Krass, was da für ‘ne Dynamik entstehen kann, wenn sich so viele Menschen versammeln. 

Max: Das ist echt so! Das war wirklich einfach nur möglich, weil wir so ‘nen großen Freundeskreis hatten, die alle Bock drauf hatten. Und auch die Leute, die da waren, haben mitgeholfen. Da waren irgendwann 60 Leute oder so, die voll vercrackt durch die Gegend gelaufen sind und trotzdem noch mit Aufräumen geholfen haben. (beide lachen, Julius wirft “Just loove” ein)

Julius: Und ich kann mich auch daran erinnern, dass bei jeder Veranstaltung, die wir dort gemacht haben, irgendwann morgens die Polizei kam, einmal durchgefahren ist, gefragt hat, ob wir das alles aufräumen und dann wieder gefahren sind. 

Max: Ja genau, die haben gesagt: “Wir sind jetzt hier, ist okay, ihr hört jetzt auf.”, das war auch immer ganz geil, das war wie so ‘n Rausschmeißer, for free, weil wir wollten auch irgendwann aufhören (alle lachen).
Genau, dann haben wir eben im Wald die Sache gemacht und parallel dazu auch noch andere Veranstaltungen (...) wie die “Technoschorle”, im 60/40; das ist auch ‘n Getränk, was es jetzt im
Heaven und 60/40 zu kaufen gibt (= Sekt-Mate). Das ging alles richtig steil, die Leute haben richtig Bock drauf gehabt und dann kam Corona…

Wie viele Partys hattet ihr vor Corona?

Julius: Wir hatten circa acht große, geplante Veranstaltungen, aber dazu müsst ihr auch wissen, dass die DJs, die bei uns gezockt haben, überall gezockt haben, also auch auf den ganzen Hauspartys, Geburtstagen und so kleineren Sachen. Also da waren ‘n Haufen Partys. Wir hatten eigentlich echt krasse Pläne geschmiedet und dann war’s das erstmal mit Veranstaltungen. 

Max: Das war dann echt traurig, weil zum einen, klar, Corona nen Strich durch die Rechnung gemacht hat, aber es auch intern so ‘n bissi Veränderungen gab. Da haben sich ein wenig die Wege getrennt (...), das heißt, wir waren dann erstmal so auseinander.

 

Julius: Wir haben so gesagt: “Okay, wir können grad nicht viel machen, soll doch jeder sich erstmal auf sich konzentrieren und wir spalten das erstmal so und warten halt ab, bis es vorbei ist.” Und dann ist Jan auch nach Hamburg gezogen, Maxi ist nach Berlin gezogen… 

Max: Wir haben erst noch versucht, Corona-konform was zu machen, da hatten wir einen Autokino-Rave, war aber auch einfach ned geil, da war auch immer so ein schlechtes Gewissen mit bei. 

Okay, es kam Corona… Und was ist dann passiert? Ihr macht ja jetzt wieder Sachen. Seit wann seid ihr wieder am Start?

Max: Anfang dieses Jahres hab’ ich einfach mal wieder ne Gruppe aufgemacht…

Julius: Ja, deine Mutter hat assi gepusht (beide lachen). Jedes Mal, wenn sie mich gesehen hat, war sie so: “Ey macht doch mal wieder was mit dem Kollektiv!” (lacht). Dann hat Max auch hart gepusht, dass da mal wieder was anläuft. 

 

Max: Ja genau, dann hab’ ich eben diese Gruppe aufgemacht, mit ganz vielen anderen, die davor aber auch schon dabei waren. Das war davor vielleicht auch ein Fehler, dass wir nur in dieser Fünfergruppe waren, weil eigentlich immer so viele mehr dabei waren, die auch wirklich essentiell waren. Das haben wir dieses Jahr jetzt besser gemacht, das Kollektiv ist riesig gewachsen. 

Julius: Man kann sagen, wir haben’s geöffnet für alle, die halt schon immer dabei waren. 

Aktuell ist das Team mit 17 Menschen besetzt, die intern alle unterschiedlichen Aufgaben nachkommen. So gibt es Menschen, welche sich um den Ton und das zugehörige Equipment, um die Deko, das Licht, die Orga, um den Aufbau, die Musik, die Kommunikation, Getränke, die Gäste, sogar Schreinerei-Arbeiten und vieles mehr kümmern. Hierbei haben die Jungs explizit darauf hingewiesen, dass alle ihre individuellen Stärken haben und vorwiegend das tun, was sie am liebsten tun, weshalb sich der ganze Spaß eigentlich nicht wie Arbeit anfühlt, obgleich Unmengen an Arbeit dahinterstecken; “zu schade” für sonstige, abseits des Spaßes liegende Aufgaben sei sich jedoch trotzdem niemand, weshalb die Grenzen in der Ausführung nötiger Tasks meist fließend seien. 

Es sind inzwischen mehr als zwei Jahre vergangen, seitdem es sich bei dem Kollektiv im Kern noch um fünf Jungs handelte. Der Name kommt übrigens, wie soll es anders sein, von den fünf Sinnen und der Anzahl an Initiatoren, die wiederum, wie gesagt, fünf Jungs waren. Der Gedanke sei es gewesen, die fünf Sinne der Besucherinnen und Besuchern mit Licht, Musik, Getränken, schönen Locations und einer guten Stimmung zu stimulieren. Erreicht wird das Ziel mit einer breit aufgestellten Palette aus Afro House, Techno, Minimal, Trance, Tech House, groovigeren Beats und auch sehr schnellem Techno. Wichtig ist es der Gruppe dabei, dass alles schön tanzbar und groovy bleibt, obgleich sie alle super individuelle Stile haben und eine einzelne Party auch gerne mal mit acht Slots belegen.  

Als ich sie frage, ob sie vorhaben, mit ihren Events über Wiesbaden hinauszugehen, erklären sie mir, dass es bereits ein Haufen Arbeit sei, in dieser Stadt etwas zu starten und das auch zu erhalten, sodass es aktuell überhaupt nicht geplant sei, das Gebiet zu vergrößern.    

Foto Credit: Enrico Franz

Auflistung der aktuellen Member:

Aaron Auel, Anna Sommer, Anton Althaus, Jan Scheel, Johanna Brücher, Julius Brücher, Katrina Zimmer, Kenny Diefenbach, Kristina Arndt, Linus Stöber, Luca Albrecht, Marcus Breitkreuz, Maxleon Kluge, Paul Althaus, Silas Pittner, Talina Helena Seiler, Thomas König       

                          

Was habt ihr denn dieses Jahr bisher schon so gemacht und was habt ihr noch vor? 

Max: Wir haben dreimal “Eva & Adam” im Wald gemacht, dann “Garten Eden” im Kontext, das war auch spannend, weil das Kontext ‘ne neue Location für uns ist. Jetzt haben wir ne Reihe namens “Hot Pot”, die haben wir im Kesselhaus eröffnet und sie läuft kommenden Samstag im 60/40 weiter; am 12.11. wird sie wieder im Kesselhaus stattfinden. Wir wollen jetzt erstmal in den Clubs überwintern. Aber unsere eigentliche Passion waren schon immer die Outdoor-Raves. Da ist es die große Vision und das große Ziel, dass wir ein mehrtägiges Outdoor-Festival starten. Darauf sparen wir gerade hin…

Julius: Ja, genau. Da gehen all’ die Spenden hin, Leute (lacht). Wir kennen da so verschiedene Locations in der Nähe, so Landwirtschafts-mäßig, über Kontakte. Das war auch unsere Vision, bevor Corona kam, und diese ganzen Indoor-Sachen halten uns halt am Laufen, damit wir unser Budget halt eben hochfahren, um das ganze Equipment zu kaufen und zu leihen und um das großzuziehen, mit den richtigen Leuten. Wir haben da jetzt auch durch die erhöhte Aufmerksamkeit ein paar Leute mit reinbekommen, die damit schon Erfahrung haben. Uuuuund genau, das ist dann für den Sommer auf jeden Fall unser Ziel, ja (Herzaugen). 

Sehr nice, das klingt nach ‘ner sehr großen Sache. Wisst ihr schon genau wo?

Julius: Ja, aber das sagen wir noch nicht (lacht). 

Foto Credit: Enrico Franz

Man kann sich also auf etwas sehr Großes im Sommer 2023 freuen. Wir sprechen auch über andere Themen wie beispielsweise Max’ Weg zur Musik. Er erzählt mir, dass er seit dem achten Lebensjahr Schlagzeug spielt und auch in einigen Bands gespielt habe, bis die Pubertät ihn in Richtung Hip-Hop trieb und er ziemlich schnell ein ziemlicher Nerd in dem Thema wurde. Aktiv rappen/singen und Musik veröffentlichen würde er seit vier Jahren; in dieser Zeit bildete sich auch eine Fanbase, welche ein hohes Maß an Diversität aufweist, da er unter anderem als Zweitligist im Deutschen Golf-Profisport mit einem Nischen-Hit namens “Golf” seine Liebe zum Sport und der Kultur bekundete. Auch Julius hat andere Interessen, denen er neben seinem ohnehin schon sehr vollen Alltag als Osteopath und Heilpraktiker-to-be nachgeht; so reise er sehr gerne um die Welt und nehme sich dafür auch mal mehrmonatige Surfauszeiten, um Energie zu tanken. Beide erzählen mir, dass sie all die Verpflichtungen, die durch ihre vielen Interessen und Projekte aufkommen, nur dank Sport und solcher Auszeiten überhaupt erst stemmen könnten. Dabei betont Max, dass er auch sehr viel Ruhe, Erholung und Kraft in der täglichen Meditation finde und legt allen ans Herz, diese in das eigene Leben einzubauen. 

Wir reden weiter über ihre Veranstaltungen.  

Was liebt ihr denn an guten Partys besonders? Was muss gegeben sein und was geht gar nicht? 

Julius: Das ist ein Thema, was wir kontinuierlich innerhalb der Gruppe angehen. Es ist uns besonders wichtig, dass unsere Partys sichere Orte für alle darstellen und keine diskriminierenden und schädlichen Handlungen Platz finden können. Niemand soll Angst davor haben, ungewollt angetoucht zu werden, etwas in den Drink gemischt zu bekommen oder rassistisch/sexistisch/homo- bzw. transphob und mit Gewalt angegangen zu werden. Natürlich können wir nicht alles verhindern, daher sind unsere Leute immer mit Awareness sowie offenen Augen und Ohren unterwegs, um da zu sein, falls dann doch etwas passiert, was nicht klar geht oder auch wenn einfach etwas schiefgeht, auch in Bezug auf Konsum.

Max: Und neben diesen sehr wichtigen Punkten ist natürlich auch die Mukke ein entscheidender Faktor. 

Julis: Ja, genau! Die Leute sollen nicht mit einem “ja, war nice”-, sondern mit einem “god damn, was war das für eine Party?!”-Gefühl heimgehen und schöne, besondere Erfahrungen erleben.   

Man merkt daran, wie ihr darüber sprecht, dass es euch wirklich eine Herzenssache ist. Konsum-Awareness war ein wichtiges Stichwort, Julius. Was denkt ihr über die Verbindung von Drogen und Techno-Events? Denkt ihr, sie sind ein Teil davon, oder nur ein Stigma, was von außen wahrgenommen wird?    

Max: Wir selbst sind bei den Events meistens vollkommen nüchtern, damit wir einen klaren Kopf und Überblick über das gesamte Geschehen behalten können, aber klar, da müssen wir ganz ehrlich sein: Das klingt schon hart manchmal, aber für viele sind Techno-Veranstaltungen glaub’ auch Ausreden, um bestimmte Sachen zu konsumieren und ich glaube, das gehört auf jeden Fall dazu und das Klischee bewahrheitet sich. Wir persönlich wissen, dass es auch ohne geht; man kann sich auf Techno auch nüchtern in so ‘ne Art Rauschzustand tanzen, wenn man stundenlang die gleichen Bewegungen macht, aber viele sind dann halt auch da und gönnen sich das und wollen abschalten bzw. entfliehen. Es gehört dazu, doch es muss nicht sein. 

Julius: Diese Art von Events und Konsum bieten halt auch eine große Möglichkeit, den Problemen, denen man sich eigentlich nicht stellen will, zu entfliehen, wie man es auch schon häufiger in Bekanntenkreisen mitbekommen hat. Und ja, wir machen halt Techno-Partys und das ist ein großer, wenn auch teilweise bitterer Teil davon. Wir können das auf unseren Partys auch nicht verhindern, deshalb ist es wichtig, da zu sein und zu helfen, falls etwas passiert.    

Ich hätte dann noch ein paar Fragen zu euch persönlich. 
Wie geht ihr denn so mit Tiefs im Leben um, was hilft euch? 

Max: Ich hab’ so ne komische Beziehung zu Schmerz, ich brauch den einfach. Ich sehe das ganz klar Ying-Yang-mäßig. Du brauchst die schlechten Zeiten für die guten Zeiten. Wenn du jeden Tag Schoki isst, dann schmeckt dir die Schoki irgendwann nicht mehr, du brauchst dann Phasen, in denen du keine Schoki hast, damit die Schoki wieder richtig geil schmeckt. Ich sag’ mir selbst immer, dass Tiefs eine Chance darstellen, wieder was zu lernen und da wieder aktiv rauszukommen. 

Julius: Schwieriges Thema, da befasst man sich ja sein ganzes Leben lang mit. Ich hatte erst wieder eine sehr schwere Phase und war mit sehr vielen Dingen überfordert und hatte keine Kraft mehr. 

Da war es mir dann sehr wichtig, mir zu sagen, dass es vollkommen in Ordnung ist, zu versagen. Es gibt häufig Momente, in denen dir Leute sagen “Ey, du schaffst das” und das sind alles Einflüsse. Doch im Endeffekt ist das, wie man am meisten kommuniziert, mit sich selbst. Und da finde ich es wichtig, sich selbst zu sagen: “Es ist vollkommen in Ordnung, es nicht zu schaffen. Hauptsache du gibst 100 % und ob du es im Endeffekt schaffst oder nicht, ist dahingestellt, aber wenn du 100 % gibst und es probierst, wirst du belohnt.” Und REDET MIT DEN LEUTEN. Es hilft nicht, alles in sich zu behalten;  Die Dinge fressen sich so fies rein.         

Habt ihr ein Motto oder ein Mantra? 

Max: “Let’s fucking go” (zeigt sein Knie Tattoo und lacht). Just do it, wirklich, macht das einfach. 

Julius: Wenn du was im Kopf hast, mach’ es. Versuch es. Give it a shot. Mach’ weiter, scheiß’ drauf, was andere sagen und mach’ einfach weiter. 

Lieblingssnack und -drink?

Max: Kumpir von der Waffel / Skinny Bitch

Julius: Salsiccia-Pasta von Molise / Technoschorle   

Ohne was könntet ihr nicht leben?

Max: Ich könnte auf jeden Fall nicht ohne Mukke leben. 

Julius: Sport. Ich brauche das unbedingt jeden Tag diese Energie rauszulassen, um klarzukommen.  

Gibt es etwas, das ihr euch für die Kunst- und Kulturszene der Umgebung wünschen würdet? 

Julius: Dass die Nachtruhe wegfällt, dass um fünf die Sense sein muss. Das ist schwach, besonders am Schlachthof, weil man da niemanden stört. Die arbeiten grad dran. Dass es offener wird, dass es mehr Clubs gibt; Wiesbaden hatte früher eine so krasse Partyszene in der Zeit, als sich meine Eltern kennengelernt haben, es gab überall in der Stadt Partys, das ganze Wochenende lang. Das ist alles tot und muss wieder aufleben.

Max: Es reicht, dass zwei oder drei Leute klagen, damit so ‘n Ding abgerissen wird, was vielleicht für tausende Leute da war. Man kann so Anwohnern nicht immer die Schuld geben und ich glaube, da braucht es ein richtig gutes Kulturmanagement von der Stadt, das mit Anwohnern redet und versucht, Lösungen zu finden, statt mit ansehen zu müssen, wie alle guten Locations nach und nach schließen.    

Habt ihr noch Tipps, die ihr Beginnern mitgeben möchtet?

Julius: Da kommt mir direkt Max in den Sinn, wie er einfach mit einer Bluetooth Box mit lauter Musik in eine Vorlesung gestürmt ist, um ‘ne Party zu promoten. Da hab ich zuerst auch nicht ganz gewusst, ob das ‘ne gute Idee ist, aber es hat funktioniert und war geil. Deshalb: Einfach machen! Es wird nur funktionieren, wenn ihr die Sache einfach durchzieht und euch traut, das hat oft viel mit Überwindung zu tun.

Max: Einfach machen, worauf man Bock hat, dann wird man die richtige Herangehensweise natürlich finden. 

Als Letztes eine Frage unserer letzten Interviewpartner:inRia” des “nowyouknowcollective”:
Mit welchen drei bereits verstorbenen Künstler:innen/Musiker:innen etc. würdet ihr euch am liebsten mal treffen und was würdet ihr mit ihnen jeweils unternehmen?

Max: Kaffe und Kuchen mit Charlie Chaplin, ein Konzert von Jimi Hendrix besuchen und eine Studio Session mit Mac Miller. 

Julius: Surfen gehen mit Bob Marley, auf ein Konzert von Eazy E (NWA) und mit 2pac auf einen Kampf von Mike Tyson gehen.

Ich bedanke mich für das schöne Interview und wünsche dem Kollektiv viel Erfolg bei allen weiteren Vorhaben. 

Wer neugierig wurde und gerne mal eine der Partys erleben möchte, sollte dem Kollektiv auf ihren Social Media Kanälen folgen, um immer up to date bleiben zu können. 

Ich bedanke mich ebenfalls bei allen Leserinnen und Lesern des Artikels und wünsche euch allen eine schöne Winterzeit! 

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