Eine Suche nach Ästhetik

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Ausstellungsstück Exit-Schild
Ausstellungsstück
Skizzen
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Betritt man aktuell die Räumlichkeiten des Kunststück e. V. in der Mainzer Altstadt, springt einem zunächst das ins Auge: ein Exit-Schild, dessen Strichmännchen in seine Einzelteile zerlegt und neu angeordnet wurde – der Körper schwebt oben, die Beine wandern nach links, und der Kopf taucht rechts auf. Wer weiß da noch, welchen Weg man einschlagen soll?

Vielleicht muss man das auch gar nicht immer wissen.

Simon J. und Yannik S., die gemeinsam als STUDIO SYS auftreten, laden in ihrer Ausstellung P.O.V. – Places of Value dazu ein, die Perspektive zu wechseln und gewohnte Sichtweisen infrage zu stellen.

Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem ästhetischen Wert jener unscheinbaren, urbanen Orte, die in der Hektik des Stadtlebens oft übersehen werden. Wie nehmen wir diese Räume wahr? Und was kann entstehen, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf sie richten?

Wir sprachen mit den beiden Künstlern und Kommunikationsdesignern über ihr Projekt „Studio SYS“, den Status quo der Kunst- und Kulturszene im Rhein-Main-Gebiet und darüber, wie es ist, als Freunde zusammenzuarbeiten.

Simon und Yannik in der Ausstellung

Wie kam es zur Gründung eures Studios?

SIMON  Studio SYS gibt es jetzt seit ca. zwei Jahren, zwar nicht unter dem Namen, aber als Idee und auch Durchführung. Es fing damit an, dass wir über Freunde, Bekannte oder die Arbeit selbst kleinere Aufträge entgegengenommen haben, die sich aber meistens rund um das Thema Wandgestaltung bzw. Graffiti gedreht haben. Ganz klassisch: Irgendjemand will einen Schriftzug auf sein Garagentor. Das haben wir uns dann geteilt, weil es zum einen mehr Spaß macht und zum anderen auch ein besseres Resultat hat. Daraus entstand die Idee, Studio SYS zu gründen, weil wir dachten: Das muss ´nen Namen bekommen, ein Logo und eine E-Mail-Adresse. Die Leute sollen sich ja an uns erinnern und uns verorten können.

Was bedeutet der Name Studio SYS?

YANNIK  Simon fängt ja mit S an und Yannick mit Ypsilon, dementsprechend könnte man also Studio Yannick Simon oder Simon Yannick Studio sagen. Wir haben auch noch Zweitnamen, Simons Zweitname beginnt mit Ypsilon, meiner mit S. Irgendwie sehen wir also unsere Namen darin, andererseits wollten wir auch einfach einen Namen, der so wie wir ist – also mit ein bisschen Augenzwinkern und nicht zu hundert Prozent ernst. Der Name soll auch unseren Charakter und unsere Arbeit widerspiegeln.

Wie teilt ihr die kreative Arbeit unter euch beiden auf? Gibt es bestimmte Rollen oder Schwerpunkte, die jeder von euch einnimmt?

SIMON  Eigentlich hat sich das mit der Zeit gut eingependelt. Man muss gar nicht so viel sagen, weil jeder seine Rolle kennt und in die Hand nimmt, was gerade so ansteht. Ich würde nicht sagen, der eine hat die Stärke und der andere dafür die Schwäche – man ergänzt sich einfach.

YANNIK  Voll. Meistens ist es so, dass man an etwas arbeitet und wenn man nicht weiterkommt, die andere Person Input oder Kritik gibt. So entsteht alles zusammen.

Was sind die Vorteile und auch Herausforderungen davon, miteinander zu arbeiten, insbesondere als Freunde?

SIMON  Es gibt natürlich diese Projekte, mit denen man sich wochenlang auseinandersetzt und sich deshalb täglich trifft … (beide lachen) Bis jetzt hat das Ganze aber eigentlich nur Vorteile, weil man sich gegenseitig unterstützt und auch inspiriert.

YANNIK  Voll! Wir können ganz andere Sachen machen, die wir alleine gar nicht hinbekommen würden. Natürlich muss man auch Kompromisse eingehen, aber das ist ja auch irgendwie schön, weil sich dann auch andere Perspektiven aufmachen.

SIMON  Ästhetisch und konzeptionell haben wir auch ein relativ gleiches Bild. Wir widersprechen uns nie so, dass wir an einer Stelle nicht zusammenkommen würden. Es ist natürlich schon wichtig, dass man ein ungefähr gleiches Denken hat, was die Gestaltung angeht.

Habt ihr eigentlich zuerst zusammen gearbeitet oder wart ihr erst befreundet?

YANNIK  Ich glaube, wir waren zuerst befreundet.

SIMON  Ja, unsere Freundschaft ist jetzt nicht durch die Arbeit entstanden, aber klar, man sieht sich halt durch gemeinsame Projekte sehr oft.

YANNIK  Man teilt viel …

SIMON  Sehr viel! Selbst den Urlaub (beide lachen)

Ausstellungsstück "Altstadt Zwei"

Reden wir mal über die Ausstellung – wie seid ihr auf die Idee für „P.O.V. – Places of Value“ gekommen? Was hat euch zu diesem Thema inspiriert?

YANNIK  Der Ausstellungsraum Kunststück e. V. hatte dieses Jahr ein Überthema für alle Ausstellungen: „Stadt im Wandel“. Das haben wir für uns so interpretiert, dass wir gesagt haben, uns geht es um Inspiration, persönliche Ästhetik und den Schaffensweg. Wir wollten für uns herausfinden, wie weit wir in urbane Formen hineingehen können und was wir aus ihnen herausholen können. Ich finde, der Titel beschreibt es schon ganz gut: Places of Value. POV steht ja eigentlich für Point of View. Und der „value“ in den „places“ sind unsere Ästhetik und die Inspiration der Orte. Durch unseren „Point of View“ zeigen wir Orte, die Inspiration und Ästhetik liefern.

Wie seid ihr da vorgegangen? Seid ihr durch die Städte gelaufen und habt speziell nach Orten gesucht oder hattet ihr schon welche im Kopf?

YANNIK  Dadurch, dass wir sowieso schon immer Interesse an urbanen und versteckten oder vergessenen Sachen wie z. B. Tunneln und Dächern hatten, hatte sich da schon ein kleines Fotoalbum gebildet. Das haben wir dann gezielt erweitert und haben aus den Fotos Abstraktionen gemacht, die in verschiedensten Stufen und Medien in der Ausstellung zu sehen sind.

SIMON  Das Konzept hat sich über die Zeit auch immer wieder gewandelt und verändert. Wir haben einfach gemerkt, dass wir Lust hatten, alle Interessen, die wir haben, mit in dieses Projekt einfließen zu lassen. Sprich von Fotografie bis hin zur Illustration oder Objekte herstellen, die in einem Ausstellungsraum funktionieren und für Aufmerksamkeit sorgen. Dabei war für uns die Herausforderung, wie wir das alles kombinieren können und es trotzdem noch unter einem Thema läuft und zusammenhängt. Es hat einfach Bock gemacht, das umsetzen!

Habt ihr ein oder zwei Werke, die besonders repräsentativ sind?

YANNIK  „Altstadt Zwei" repräsentiert sehr gut den Weg, wie wir abstrahiert haben, also unseren Schaffensweg. Schaut euch das gerne an, dann versteht man die Reihenfolge, wie es zu gewissen Formen und Objekten und Ausstellungsexponaten gekommen ist.

SIMON  „Straßenverzeichnis“ ist ein Poster aus den 80ern, was in einem Metallrahmen eingespannt ist und eine Glasscheibe vornedran hat. Da haben wir eine Plotterfolie aufgetragen, die nochmal die Formen aus der Stadt mit aufnimmt.

YANNIK  Das Werk ist sozusagen das Schirmwerk. Wir haben uns ja beschränkt auf Mainz, Wiesbaden und Umgebung – und dieses Werk fasst das alles zusammen. Denn alle Straßen, die dort zu sehen sind, sind Straßen, in denen diese Werke entstanden sind. Die Formen, die darauf sind, sind auch nochmal die beiden Städte in abstrahierter Form. Aber das muss man sich selber anschauen, um es zu verstehen. Wir wollen es gar nicht zu genau erklären.

Ausstellungsstück "Straßenverzeichnis"

Ich finde das mega cool, dass ihr immer einen gleichen Ausgangspunkt bzw. einen roten Faden habt, das aber dann trotzdem in unterschiedlichen Werken resultiert!

YANNIK  Das war uns einfach wichtig – Wir hatten nicht von Anfang an einen Masterplan. Es war eher so: Wir machen, machen, machen und stellen uns dann die Frage: Wie können wir jetzt noch tiefer in die Materie hineingehen?

Was wünscht ihr euch, was Leute aus eurer Ausstellung mitnehmen?

SIMON  Wir sind gar nicht die Typen, die extrem viel in die Werke reininterpretieren wollen, nur damit es ´ne Metaebene bekommt. Im Endeffekt überwiegt für uns der ästhetische Gedanke. Aber durch die Präsenz dieser ganzen Plätze, bei denen man auf den ersten Blick gar nicht glaubt, dass sie in Mainz oder Wiesbaden sind, wollen wir auch zeigen: Ey Leute, geht raus, schaut mal genauer hin, geht vielleicht auch mal Wege, die ihr sonst nicht geht!

YANNIK  Wir wollen aber nicht mit erhobenem Zeigefinger den Besucher:innen unseren Ethos eintrichtern. Wir wollen einfach nur zeigen, was wir gemacht haben. Diese ganze Ausstellung ist eine Suche nach persönlicher Ästhetik und auf die würden wir die Leute gerne mitnehmen. Wenn dadurch jemand ein bisschen aufmerksamer durch die Welt läuft, ist das schön, aber das ist nicht das, was wir zwingend wollen.

Gibt es noch andere Projekte, an denen ihr aktuell arbeitet?

SIMON  Wir sind in erster Linie sehr offen für neue Sachen, sind also überhaupt nicht auf Ausstellungen spezialisiert. Wir arbeiten schon ein bisschen spontan und sind immer neugierig, was das nächste Projekt beinhaltet. Dennoch, sich in der Kunstecke noch weiterzuentwickeln, wäre für mich schon ein Ziel.

YANNIK  Voll. Außerdem sind wir Teil von der PART in Mainz. Man munkelt, dass es vielleicht mal wieder eine Ausstellung geben wird. Aber das steht alles noch in den Sternen. Mit unserem Studio machen wir natürlich nicht nur frei künstlerische Arbeiten, sondern auch Auftragsarbeiten. Als nächstes wollen wieder ein bisschen Geld verdienen, um uns dann wieder den eigenen Projekten widmen zu können.

Ausstellungsstück

Wie seht ihr die Kunstszene in Mainz und Wiesbaden? Gibt es bestimmte Herausforderungen oder Chancen, die ihr wahrnehmt?

SIMON  Ich glaube schon, dass es viel Kunst und Kunstinteressierte gibt, nur dass man teilweise sehr danach suchen muss. Ich glaube aber, dass da Potenzial ist und sich etwas entwickelt. Da ist noch viel Luft nach oben. Und vor allem fehlt ein bisschen die Connection zwischen den verschiedenen Menschen.

YANNIK  Das sehe ich auch so. Wir selber finden ja mit dieser Ausstellung auch zum ersten Mal so richtig öffentlich in der Mainzer und Wiesbadener Kunstszene statt. Was früher für mich gefehlt hat, war zu wissen, wo Orte sind, an die man gehen kann, um mit Leuten zu connecten. Klar, es gibt das ein oder andere Atelier, aber es ist jetzt nicht so, dass du weißt: Ey, das hier ist die Area, das sind die Bars, das sind die Ecken, wo die Kühnster:innen abhängen. Das passiert eher nur auf irgendwelchen Events, die aber auch eher seltener stattfinden oder eben auch nicht so sichtbar sind. Wenn du nicht in den krassen Instagram-Seiten drin bist, kriegst du oft gar nicht erst mit, dass eine Vernissage ist.

Also Problem: Fehlender Raum?

YANNIK  Ja genau, fehlender Raum.

SIMON  Das ist ja irgendwie immer Thema. Gerade auch in Wiesbaden und Mainz. In Wiesbaden wird ja gerne alles auf den Schlachthof geschoben. Der Rest der Stadt ist dann für die anderen kulturinteressierten Menschen da, die gerne ins Theater gehen. Ich habe das Gefühl, manchmal ist das in Mainz auch so. Nur dass es da nicht so definiert an einem Ort stattfindet. Da ist auf jeden Fall auch von politischer Ebene noch einiges zu tun.

Gibt es sonst noch etwas, das ihr sagen wollt?

SIMON  Wer jetzt nicht kommt, ist selber Schuld! (Lacht)

Beim Einerseits haben wir die Tradition, dass wir von der zuletzt interviewten Person eine Frage mitbringen. Ihr dürft heute die Frage von Katrinity beantworten: Bei welchem Konzert oder Event wart ihr zuletzt und was war dort euer Highlight? Was euer Lowlight?

SIMON  Wir waren auf dem MELT Festival. Das Highlight für uns war morgens am Strand zu guter Musik und leckeren Drinks zu tanzen und zu labern. Einfach mal einen schönen Sonnenaufgang zu richtig guter Musik zu erleben. Und das Lowlight war der asoziale Platzregen am ersten Abend, wodurch unser Zelt zwei Tage unter Wasser stand. Das war das einzige Negative.

Wer neugierig geworden ist, kann die Ausstellung am 01. September von 11 bis 15 Uhr bei der Finissage oder bereits am Abend des 29. Augusts im Rahmen der PART besuchen.

Ein Besuch lohnt sich – nicht nur für Kunstinteressierte, sondern für alle, die ihre Stadt mit neuen Augen sehen wollen.

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Betritt man aktuell die Räumlichkeiten des Kunststück e. V. in der Mainzer Altstadt, springt einem zunächst das ins Auge: ein Exit-Schild, dessen Strichmännchen in seine Einzelteile zerlegt und neu angeordnet wurde – der Körper schwebt oben, die Beine wandern nach links, und der Kopf taucht rechts auf. Wer weiß da noch, welchen Weg man einschlagen soll?

Vielleicht muss man das auch gar nicht immer wissen.

Simon J. und Yannik S., die gemeinsam als STUDIO SYS auftreten, laden in ihrer Ausstellung P.O.V. – Places of Value dazu ein, die Perspektive zu wechseln und gewohnte Sichtweisen infrage zu stellen.

Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem ästhetischen Wert jener unscheinbaren, urbanen Orte, die in der Hektik des Stadtlebens oft übersehen werden. Wie nehmen wir diese Räume wahr? Und was kann entstehen, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf sie richten?

Wir sprachen mit den beiden Künstlern und Kommunikationsdesignern über ihr Projekt „Studio SYS“, den Status quo der Kunst- und Kulturszene im Rhein-Main-Gebiet und darüber, wie es ist, als Freunde zusammenzuarbeiten.

Simon und Yannik in der Ausstellung

Wie kam es zur Gründung eures Studios?

SIMON  Studio SYS gibt es jetzt seit ca. zwei Jahren, zwar nicht unter dem Namen, aber als Idee und auch Durchführung. Es fing damit an, dass wir über Freunde, Bekannte oder die Arbeit selbst kleinere Aufträge entgegengenommen haben, die sich aber meistens rund um das Thema Wandgestaltung bzw. Graffiti gedreht haben. Ganz klassisch: Irgendjemand will einen Schriftzug auf sein Garagentor. Das haben wir uns dann geteilt, weil es zum einen mehr Spaß macht und zum anderen auch ein besseres Resultat hat. Daraus entstand die Idee, Studio SYS zu gründen, weil wir dachten: Das muss ´nen Namen bekommen, ein Logo und eine E-Mail-Adresse. Die Leute sollen sich ja an uns erinnern und uns verorten können.

Was bedeutet der Name Studio SYS?

YANNIK  Simon fängt ja mit S an und Yannick mit Ypsilon, dementsprechend könnte man also Studio Yannick Simon oder Simon Yannick Studio sagen. Wir haben auch noch Zweitnamen, Simons Zweitname beginnt mit Ypsilon, meiner mit S. Irgendwie sehen wir also unsere Namen darin, andererseits wollten wir auch einfach einen Namen, der so wie wir ist – also mit ein bisschen Augenzwinkern und nicht zu hundert Prozent ernst. Der Name soll auch unseren Charakter und unsere Arbeit widerspiegeln.

Wie teilt ihr die kreative Arbeit unter euch beiden auf? Gibt es bestimmte Rollen oder Schwerpunkte, die jeder von euch einnimmt?

SIMON  Eigentlich hat sich das mit der Zeit gut eingependelt. Man muss gar nicht so viel sagen, weil jeder seine Rolle kennt und in die Hand nimmt, was gerade so ansteht. Ich würde nicht sagen, der eine hat die Stärke und der andere dafür die Schwäche – man ergänzt sich einfach.

YANNIK  Voll. Meistens ist es so, dass man an etwas arbeitet und wenn man nicht weiterkommt, die andere Person Input oder Kritik gibt. So entsteht alles zusammen.

Was sind die Vorteile und auch Herausforderungen davon, miteinander zu arbeiten, insbesondere als Freunde?

SIMON  Es gibt natürlich diese Projekte, mit denen man sich wochenlang auseinandersetzt und sich deshalb täglich trifft … (beide lachen) Bis jetzt hat das Ganze aber eigentlich nur Vorteile, weil man sich gegenseitig unterstützt und auch inspiriert.

YANNIK  Voll! Wir können ganz andere Sachen machen, die wir alleine gar nicht hinbekommen würden. Natürlich muss man auch Kompromisse eingehen, aber das ist ja auch irgendwie schön, weil sich dann auch andere Perspektiven aufmachen.

SIMON  Ästhetisch und konzeptionell haben wir auch ein relativ gleiches Bild. Wir widersprechen uns nie so, dass wir an einer Stelle nicht zusammenkommen würden. Es ist natürlich schon wichtig, dass man ein ungefähr gleiches Denken hat, was die Gestaltung angeht.

Habt ihr eigentlich zuerst zusammen gearbeitet oder wart ihr erst befreundet?

YANNIK  Ich glaube, wir waren zuerst befreundet.

SIMON  Ja, unsere Freundschaft ist jetzt nicht durch die Arbeit entstanden, aber klar, man sieht sich halt durch gemeinsame Projekte sehr oft.

YANNIK  Man teilt viel …

SIMON  Sehr viel! Selbst den Urlaub (beide lachen)

Ausstellungsstück "Altstadt Zwei"

Reden wir mal über die Ausstellung – wie seid ihr auf die Idee für „P.O.V. – Places of Value“ gekommen? Was hat euch zu diesem Thema inspiriert?

YANNIK  Der Ausstellungsraum Kunststück e. V. hatte dieses Jahr ein Überthema für alle Ausstellungen: „Stadt im Wandel“. Das haben wir für uns so interpretiert, dass wir gesagt haben, uns geht es um Inspiration, persönliche Ästhetik und den Schaffensweg. Wir wollten für uns herausfinden, wie weit wir in urbane Formen hineingehen können und was wir aus ihnen herausholen können. Ich finde, der Titel beschreibt es schon ganz gut: Places of Value. POV steht ja eigentlich für Point of View. Und der „value“ in den „places“ sind unsere Ästhetik und die Inspiration der Orte. Durch unseren „Point of View“ zeigen wir Orte, die Inspiration und Ästhetik liefern.

Wie seid ihr da vorgegangen? Seid ihr durch die Städte gelaufen und habt speziell nach Orten gesucht oder hattet ihr schon welche im Kopf?

YANNIK  Dadurch, dass wir sowieso schon immer Interesse an urbanen und versteckten oder vergessenen Sachen wie z. B. Tunneln und Dächern hatten, hatte sich da schon ein kleines Fotoalbum gebildet. Das haben wir dann gezielt erweitert und haben aus den Fotos Abstraktionen gemacht, die in verschiedensten Stufen und Medien in der Ausstellung zu sehen sind.

SIMON  Das Konzept hat sich über die Zeit auch immer wieder gewandelt und verändert. Wir haben einfach gemerkt, dass wir Lust hatten, alle Interessen, die wir haben, mit in dieses Projekt einfließen zu lassen. Sprich von Fotografie bis hin zur Illustration oder Objekte herstellen, die in einem Ausstellungsraum funktionieren und für Aufmerksamkeit sorgen. Dabei war für uns die Herausforderung, wie wir das alles kombinieren können und es trotzdem noch unter einem Thema läuft und zusammenhängt. Es hat einfach Bock gemacht, das umsetzen!

Habt ihr ein oder zwei Werke, die besonders repräsentativ sind?

YANNIK  „Altstadt Zwei" repräsentiert sehr gut den Weg, wie wir abstrahiert haben, also unseren Schaffensweg. Schaut euch das gerne an, dann versteht man die Reihenfolge, wie es zu gewissen Formen und Objekten und Ausstellungsexponaten gekommen ist.

SIMON  „Straßenverzeichnis“ ist ein Poster aus den 80ern, was in einem Metallrahmen eingespannt ist und eine Glasscheibe vornedran hat. Da haben wir eine Plotterfolie aufgetragen, die nochmal die Formen aus der Stadt mit aufnimmt.

YANNIK  Das Werk ist sozusagen das Schirmwerk. Wir haben uns ja beschränkt auf Mainz, Wiesbaden und Umgebung – und dieses Werk fasst das alles zusammen. Denn alle Straßen, die dort zu sehen sind, sind Straßen, in denen diese Werke entstanden sind. Die Formen, die darauf sind, sind auch nochmal die beiden Städte in abstrahierter Form. Aber das muss man sich selber anschauen, um es zu verstehen. Wir wollen es gar nicht zu genau erklären.

Ausstellungsstück "Straßenverzeichnis"

Ich finde das mega cool, dass ihr immer einen gleichen Ausgangspunkt bzw. einen roten Faden habt, das aber dann trotzdem in unterschiedlichen Werken resultiert!

YANNIK  Das war uns einfach wichtig – Wir hatten nicht von Anfang an einen Masterplan. Es war eher so: Wir machen, machen, machen und stellen uns dann die Frage: Wie können wir jetzt noch tiefer in die Materie hineingehen?

Was wünscht ihr euch, was Leute aus eurer Ausstellung mitnehmen?

SIMON  Wir sind gar nicht die Typen, die extrem viel in die Werke reininterpretieren wollen, nur damit es ´ne Metaebene bekommt. Im Endeffekt überwiegt für uns der ästhetische Gedanke. Aber durch die Präsenz dieser ganzen Plätze, bei denen man auf den ersten Blick gar nicht glaubt, dass sie in Mainz oder Wiesbaden sind, wollen wir auch zeigen: Ey Leute, geht raus, schaut mal genauer hin, geht vielleicht auch mal Wege, die ihr sonst nicht geht!

YANNIK  Wir wollen aber nicht mit erhobenem Zeigefinger den Besucher:innen unseren Ethos eintrichtern. Wir wollen einfach nur zeigen, was wir gemacht haben. Diese ganze Ausstellung ist eine Suche nach persönlicher Ästhetik und auf die würden wir die Leute gerne mitnehmen. Wenn dadurch jemand ein bisschen aufmerksamer durch die Welt läuft, ist das schön, aber das ist nicht das, was wir zwingend wollen.

Gibt es noch andere Projekte, an denen ihr aktuell arbeitet?

SIMON  Wir sind in erster Linie sehr offen für neue Sachen, sind also überhaupt nicht auf Ausstellungen spezialisiert. Wir arbeiten schon ein bisschen spontan und sind immer neugierig, was das nächste Projekt beinhaltet. Dennoch, sich in der Kunstecke noch weiterzuentwickeln, wäre für mich schon ein Ziel.

YANNIK  Voll. Außerdem sind wir Teil von der PART in Mainz. Man munkelt, dass es vielleicht mal wieder eine Ausstellung geben wird. Aber das steht alles noch in den Sternen. Mit unserem Studio machen wir natürlich nicht nur frei künstlerische Arbeiten, sondern auch Auftragsarbeiten. Als nächstes wollen wieder ein bisschen Geld verdienen, um uns dann wieder den eigenen Projekten widmen zu können.

Ausstellungsstück

Wie seht ihr die Kunstszene in Mainz und Wiesbaden? Gibt es bestimmte Herausforderungen oder Chancen, die ihr wahrnehmt?

SIMON  Ich glaube schon, dass es viel Kunst und Kunstinteressierte gibt, nur dass man teilweise sehr danach suchen muss. Ich glaube aber, dass da Potenzial ist und sich etwas entwickelt. Da ist noch viel Luft nach oben. Und vor allem fehlt ein bisschen die Connection zwischen den verschiedenen Menschen.

YANNIK  Das sehe ich auch so. Wir selber finden ja mit dieser Ausstellung auch zum ersten Mal so richtig öffentlich in der Mainzer und Wiesbadener Kunstszene statt. Was früher für mich gefehlt hat, war zu wissen, wo Orte sind, an die man gehen kann, um mit Leuten zu connecten. Klar, es gibt das ein oder andere Atelier, aber es ist jetzt nicht so, dass du weißt: Ey, das hier ist die Area, das sind die Bars, das sind die Ecken, wo die Kühnster:innen abhängen. Das passiert eher nur auf irgendwelchen Events, die aber auch eher seltener stattfinden oder eben auch nicht so sichtbar sind. Wenn du nicht in den krassen Instagram-Seiten drin bist, kriegst du oft gar nicht erst mit, dass eine Vernissage ist.

Also Problem: Fehlender Raum?

YANNIK  Ja genau, fehlender Raum.

SIMON  Das ist ja irgendwie immer Thema. Gerade auch in Wiesbaden und Mainz. In Wiesbaden wird ja gerne alles auf den Schlachthof geschoben. Der Rest der Stadt ist dann für die anderen kulturinteressierten Menschen da, die gerne ins Theater gehen. Ich habe das Gefühl, manchmal ist das in Mainz auch so. Nur dass es da nicht so definiert an einem Ort stattfindet. Da ist auf jeden Fall auch von politischer Ebene noch einiges zu tun.

Gibt es sonst noch etwas, das ihr sagen wollt?

SIMON  Wer jetzt nicht kommt, ist selber Schuld! (Lacht)

Beim Einerseits haben wir die Tradition, dass wir von der zuletzt interviewten Person eine Frage mitbringen. Ihr dürft heute die Frage von Katrinity beantworten: Bei welchem Konzert oder Event wart ihr zuletzt und was war dort euer Highlight? Was euer Lowlight?

SIMON  Wir waren auf dem MELT Festival. Das Highlight für uns war morgens am Strand zu guter Musik und leckeren Drinks zu tanzen und zu labern. Einfach mal einen schönen Sonnenaufgang zu richtig guter Musik zu erleben. Und das Lowlight war der asoziale Platzregen am ersten Abend, wodurch unser Zelt zwei Tage unter Wasser stand. Das war das einzige Negative.

Wer neugierig geworden ist, kann die Ausstellung am 01. September von 11 bis 15 Uhr bei der Finissage oder bereits am Abend des 29. Augusts im Rahmen der PART besuchen.

Ein Besuch lohnt sich – nicht nur für Kunstinteressierte, sondern für alle, die ihre Stadt mit neuen Augen sehen wollen.

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