Eine Hommage an den Hip-Hop

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Hottum, Nora
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Der Hip-Hop feierte seinen 50. Geburtstag. Die SCHIRN Kunsthalle veranstaltet anlässlich dessen eine große, interdisziplinäre Ausstellung. Ein Grund für mich, nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder eine Ausstellung zu besuchen. „The Culture“ erkundet nicht nur die Ursprünge der kulturellen Bewegung des Hip-Hop in den Straßen der Bronx, sondern bringt auch über 100 Werke von renommierten Künstler:innen der Gegenwart zusammen.

Foto Credit: Nora Hottum

Vor Ort angekommen, schaue ich mich zunächst einmal um. Eine heterogene Menschenmasse. Zum einen treffe ich junge, lässig gekleidete Menschen, die,  so hatte ich den Eindruck, mit einer gewissen Erwartungshaltung gekommen waren und Bock hatten zu sehen, ob die SCHIRN uns eine coole und visuell ansprechende Ausstellung zum Thema Hip-Hop und seinem Einfluss auf Kunst und Kultur liefert. Zum anderen treffe ich dort einige ältere Menschen, die, so stelle ich es mir vor, mehr über Hip-Hop und den Zeitgeist des Hip-Hop erfahren wollen und bis dato noch keinen blassen Schimmer von Hip-Hop haben. 

Foto Credit: Nora Hottum

Zu Beginn nehme ich an einer öffentlichen Führung teil. Ich sage “zu Beginn”, weil ich die Führung nach drei Minuten wieder verlasse, um mir einen ungestörten Eindruck von der Ausstellung zu verschaffen. Bei der Führung erfahre ich, dass Rap/MC-ing, DJ-ing, Graffiti und Breakdance die vier Säulen des Hip-Hop bilden. Mode kann als fünfte Säule interpretiert werden. 

Gesellschaftskritik.

Auf der Website der SCHIRN findet man ein paar, wie ich finde, wichtige Infos über Hip-Hop. Jener entstand in den 1970-er Jahren in der Bronx, New York, als kulturelle Bewegung unter Schwarzen und lateinamerikanischen Jugendlichen. Von Anfang an kritisierte Hip-Hop vorherrschende Strukturen und kulturelle Erzählungen.

Pose. Marke. Schmuck. Tribut. Aufstieg. Sprache. 

Das sind die Titel der Räume, die man betritt, wenn man die “The Culture” Ausstellung besucht. Alle Titel haben anscheinend etwas mit Hip-Hop zu tun. Ich will ganz ehrlich sein, ich hab` eigentlich keine Ahnung von Kunst. Auch was das Thema Hip-Hop anbelangt, bin ich absolut keine Kennerin. Es gibt ein paar Hip-Hop Artists, die ich gerne höre. Es wäre aber angebrachter, mich zur oben genannten zweiten Fraktion der “keinen-blassen-Schimmer-von-Hip-Hop-haben-Gruppe” zu zählen. 

Foto Credit: Nora Hottum

Pose. 

Ich bin überrascht, wie gut mir die Werke im ersten Raum gefallen. Hier geht es um die Pose. Was wird über Gesten, Körperhaltung und die Art, wie sich jemand präsentiert, vermittelt? Ich entdecke QR-Codes, welche man mit dem Handy scannen kann, um Songs der Artists zu hören. Im ersten Raum werden binärgeschlechtliche und rassistische Stereotype erforscht und auseinandergenommen. Wo sind die Grenzen zwischen Wertschätzung und Aneignung? Welche Körper gelten als gefährlich oder verletzlich und wer entscheidet darüber? Es geht um Selbstdarstellung. Diese ist ein Mittel zum Überleben oder eine Möglichkeit, sich in einer feindseligen Welt zu behaupten. Sie ist aber auch ein Werkzeug, um feste Vorstellungen über körperliche Ausdrucksformen auf den Kopf zu stellen. Die Körperästhetik des Hip-Hop eröffnet neue Ideen darüber, was der Körper zum Ausdruck bringen kann. “Wie wollen Sie gesehen werden?” Ist die Frage, die man sich hier stellt. Ich merke schon im ersten Raum, dass ich mir vielleicht doch vorstellen kann, worum es beim Hip-Hop unter anderem geht. Die Thematik der Pose ist mir nicht fremd und ich habe die Ahnung, dass zu Hip-Hop viel mehr gehört als ich dachte. 

Foto Credit: Nora Hottum

Marke. 

Das Konzept der Marke ist nicht nur auf die Differenzierung und Vermarktung kommerzieller Güter beschränkt. Die Marke umfasst auch die Art und Weise, wie eine Person die verfügbaren Kommunikationstechnologien, darunter auch soziale Medien, nutzt, um sich in der Öffentlichkeit zu positionieren. Damit beschäftigt sich Raum Nummer zwei. Künstler:innen fungierten in den vergangenen Jahren als inoffizielle Werbepartner:innen großer Marken, die zu ihrem Stil und ihrer gewünschten Außendarstellung passen. Die Grenzen zwischen “Im-Business-sein” und “Selbst-das-Business-sein” verschwimmen immer mehr. Die Frage, die man sich hier stellen darf, lautet: “Sind die Künstler:innen Produzent:innen oder selbst ein Produkt?” Ich finde diesen Raum extrem spannend. Eine Person kann quasi selbst zur Marke werden und den Wert der eigenen Marke ins Unermessliche steigern. Mir stellt sich hier auch die Frage “Ab wann verkauft ein:e Künstler:in möglicherweise seine oder ihre Seele für Ruhm und Reichtum; und lohnt sich das?”

Was kann Marke bedeuten? 

Wie ich finde, vermittelt dieser Raum auf eindrucksvolle Weise auch, was eine Marke für einen Menschen bedeuten kann. In Jordan Casteels Porträt “Fendi” von 2018 kann man eine unbekannte Person in der U-Bahn erkennen. Die Person hält zwei Taschen mit Fendi-Logos auf dem Schoß. Das Gesicht der Person ist abgeschnitten und die Logos stechen hervor. Durch auffällige Luxusartikel verbindet sich die abgebildete Person mit dem Lebensstil und dem Wohlstand, für den die Marke steht. Das vermittelte Bild steht manchmal im Widerspruch zur Realität. Dieses Porträt mitsamt seiner Message gefällt mir besonders gut.

Foto Credit: Nora Hottum

Schmuck.

Im dritten Raum geht es um Funkeln und Glitzern. Die Identifikation des Selbst mit Schmuck findet man oft im Kanon des Hip-Hop. In kaum einer Kultur wird sich so exzentrisch oder einflussreich gekleidet wie im Hip-Hop. Man will gesehen werden. Objekte werden genutzt, um die eigene Persönlichkeit zu definieren. Welche Geschichte erzählt eine Person durch ihren Stil?

Foto Credit: Nora Hottum

Der Beginn einer neuen Ära

In diesem Raum entdecke ich ein Outfit, welches mich total fasziniert. Es ist der Look von Virgil Abloh für Louis Vuitton im Frühjahr/Sommer 2016. 

Im Jahr 1986 erschien die Single “My Adidas” des Hip-Hop Trios RUN D.M.C. Das Trio machte den klassischen Adidas-Trainingsanzug und die Turnschuhe zu ihrer Uniform und damit zum Markenzeichen des Hip-Hop. Der Trainingsanzug inspirierte Modedesigner:innen dazu, den Look einer Jacke mit Reißverschluss und einer dazu passenden Hose neu zu interpretieren, wie ich hier gelernt habe.

Foto Credit: Nora Hottum

Tribut. 

In diesem Raum der Ausstellung geht es um Hommagen, Respekt und “Shout-Outs” als Zeichen von Dank. Diese sind ein wesentlicher Bestandteil der Hip-Hop-Kultur. Solche Verweise würdigen und ehren das Erbe und Vermächtnis verstorbener Künstler:innen und schaffen Netzwerke. Hip-Hop ist zu einem Maßstab für Künstler:innen des 21. Jahrhunderts geworden. Der einst homogene, weiße und beständige Kanon der Kunstgeschichte ist fließend. Was gilt als schön? Wer ist ikonisch? Und wessen Geschichte ist wertvoll? Wem zollen Künstler:innen Tribut oder Respekt?

Foto Credit: Nora Hottum

Aufstieg. 

In Hip-Hop Songs tauchen häufig der Tod sowie Vorstellungen von Auferstehung und Aufstieg auf. Teilweise geht es um die Trauer um eine:n verstorbene:n Freund:in, teilweise um die ständige Gefahr, als Schwarze Person im städtischen Raum zu leben, aber auch um Gedanken der Unsterblichkeit, die durch Ruhm entstehen. 

In diesem Raum beobachte ich ein Musikvideo von Kendrick Lamars Song “Sing About Me, I’m Dying of Thirst", passend zum Thema an eine Wand projiziert. Ich empfinde das als sehr eindrucksvoll. Man wird dazu angehalten, innezuhalten und über die Leben und Erfahrungen nachzudenken, die in den Werken dieses Raums zum Ausdruck kommen.

Foto Credit: Nora Hottum

Sprache.

In der Kunstform des Hip-Hop geht es im Wesentlichen um Sprache, wie man im letzten Raum der Ausstellung erfahren kann. Dort geht es um die visuelle Sprache des Graffiti, eine musikalische Sprache, die Scratching und Sampling umfasst, und das geschriebene und gesprochene Wort. Die Grundlage für Hip-Hop-Musik bilden Call-and-Response-Gesänge, gefolgt von Rap-Reimen und Texten, die über Tracks gelegt werden. Das Graffiti ist neben dem Sprechgesang eines der erkennbarsten Merkmale des Hip-Hop. Manche Botschaften sind für alle verständlich und manche erfordern Insiderwissen. “Wie lesen Sie die Sprache des Hip-Hop in diesen Werken?”, ist die Frage, die sich stellt.

Foto Credit: Nora Hottum

„The Culture“ spiegelt den Zeitgeist des Hip-Hop wider.

Ich empfinde die Ausstellung nicht als sonderlich groß, wie ich im letzten Raum feststellen muss. Es gibt allerdings vieles zu entdecken. Ich muss gestehen: Ich selbst als Nicht-Kunstkennerin habe aus der Ausstellung weniger mitgenommen, als ich vorher erwartet hatte. Das mag allerdings an einer laienhaften Perspektive gelegen haben. Es können jedoch viele Fragen geklärt werden, wenn man mit einem aufmerksamen Auge herangeht. Die audiovisuellen Elemente haben mir besonders gut gefallen und bei mir persönlich für den größten Mehrwert gesorgt. Ein Besuch der “The Culture” Ausstellung empfehle ich jeder und jedem, der oder die sich einen Eindruck über die Kultur des Hip-Hop verschaffen will und sich einen gesellschaftskritischen Blick auf das Thema wünscht. „The Culture“ zollt Hip-Hop, seiner Entstehungsgeschichte und der Kultur, die mit Hip-Hop einhergeht, Tribut. 

Falls euer Interesse geweckt wurde, könnt ihr die „The Culture“ Ausstellung in der SCHIRN Kunsthalle in Frankfurt am Main noch bis zum 26. Mai 2024 besuchen.

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Der Hip-Hop feierte seinen 50. Geburtstag. Die SCHIRN Kunsthalle veranstaltet anlässlich dessen eine große, interdisziplinäre Ausstellung. Ein Grund für mich, nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder eine Ausstellung zu besuchen. „The Culture“ erkundet nicht nur die Ursprünge der kulturellen Bewegung des Hip-Hop in den Straßen der Bronx, sondern bringt auch über 100 Werke von renommierten Künstler:innen der Gegenwart zusammen.

Foto Credit: Nora Hottum

Vor Ort angekommen, schaue ich mich zunächst einmal um. Eine heterogene Menschenmasse. Zum einen treffe ich junge, lässig gekleidete Menschen, die,  so hatte ich den Eindruck, mit einer gewissen Erwartungshaltung gekommen waren und Bock hatten zu sehen, ob die SCHIRN uns eine coole und visuell ansprechende Ausstellung zum Thema Hip-Hop und seinem Einfluss auf Kunst und Kultur liefert. Zum anderen treffe ich dort einige ältere Menschen, die, so stelle ich es mir vor, mehr über Hip-Hop und den Zeitgeist des Hip-Hop erfahren wollen und bis dato noch keinen blassen Schimmer von Hip-Hop haben. 

Foto Credit: Nora Hottum

Zu Beginn nehme ich an einer öffentlichen Führung teil. Ich sage “zu Beginn”, weil ich die Führung nach drei Minuten wieder verlasse, um mir einen ungestörten Eindruck von der Ausstellung zu verschaffen. Bei der Führung erfahre ich, dass Rap/MC-ing, DJ-ing, Graffiti und Breakdance die vier Säulen des Hip-Hop bilden. Mode kann als fünfte Säule interpretiert werden. 

Gesellschaftskritik.

Auf der Website der SCHIRN findet man ein paar, wie ich finde, wichtige Infos über Hip-Hop. Jener entstand in den 1970-er Jahren in der Bronx, New York, als kulturelle Bewegung unter Schwarzen und lateinamerikanischen Jugendlichen. Von Anfang an kritisierte Hip-Hop vorherrschende Strukturen und kulturelle Erzählungen.

Pose. Marke. Schmuck. Tribut. Aufstieg. Sprache. 

Das sind die Titel der Räume, die man betritt, wenn man die “The Culture” Ausstellung besucht. Alle Titel haben anscheinend etwas mit Hip-Hop zu tun. Ich will ganz ehrlich sein, ich hab` eigentlich keine Ahnung von Kunst. Auch was das Thema Hip-Hop anbelangt, bin ich absolut keine Kennerin. Es gibt ein paar Hip-Hop Artists, die ich gerne höre. Es wäre aber angebrachter, mich zur oben genannten zweiten Fraktion der “keinen-blassen-Schimmer-von-Hip-Hop-haben-Gruppe” zu zählen. 

Foto Credit: Nora Hottum

Pose. 

Ich bin überrascht, wie gut mir die Werke im ersten Raum gefallen. Hier geht es um die Pose. Was wird über Gesten, Körperhaltung und die Art, wie sich jemand präsentiert, vermittelt? Ich entdecke QR-Codes, welche man mit dem Handy scannen kann, um Songs der Artists zu hören. Im ersten Raum werden binärgeschlechtliche und rassistische Stereotype erforscht und auseinandergenommen. Wo sind die Grenzen zwischen Wertschätzung und Aneignung? Welche Körper gelten als gefährlich oder verletzlich und wer entscheidet darüber? Es geht um Selbstdarstellung. Diese ist ein Mittel zum Überleben oder eine Möglichkeit, sich in einer feindseligen Welt zu behaupten. Sie ist aber auch ein Werkzeug, um feste Vorstellungen über körperliche Ausdrucksformen auf den Kopf zu stellen. Die Körperästhetik des Hip-Hop eröffnet neue Ideen darüber, was der Körper zum Ausdruck bringen kann. “Wie wollen Sie gesehen werden?” Ist die Frage, die man sich hier stellt. Ich merke schon im ersten Raum, dass ich mir vielleicht doch vorstellen kann, worum es beim Hip-Hop unter anderem geht. Die Thematik der Pose ist mir nicht fremd und ich habe die Ahnung, dass zu Hip-Hop viel mehr gehört als ich dachte. 

Foto Credit: Nora Hottum

Marke. 

Das Konzept der Marke ist nicht nur auf die Differenzierung und Vermarktung kommerzieller Güter beschränkt. Die Marke umfasst auch die Art und Weise, wie eine Person die verfügbaren Kommunikationstechnologien, darunter auch soziale Medien, nutzt, um sich in der Öffentlichkeit zu positionieren. Damit beschäftigt sich Raum Nummer zwei. Künstler:innen fungierten in den vergangenen Jahren als inoffizielle Werbepartner:innen großer Marken, die zu ihrem Stil und ihrer gewünschten Außendarstellung passen. Die Grenzen zwischen “Im-Business-sein” und “Selbst-das-Business-sein” verschwimmen immer mehr. Die Frage, die man sich hier stellen darf, lautet: “Sind die Künstler:innen Produzent:innen oder selbst ein Produkt?” Ich finde diesen Raum extrem spannend. Eine Person kann quasi selbst zur Marke werden und den Wert der eigenen Marke ins Unermessliche steigern. Mir stellt sich hier auch die Frage “Ab wann verkauft ein:e Künstler:in möglicherweise seine oder ihre Seele für Ruhm und Reichtum; und lohnt sich das?”

Was kann Marke bedeuten? 

Wie ich finde, vermittelt dieser Raum auf eindrucksvolle Weise auch, was eine Marke für einen Menschen bedeuten kann. In Jordan Casteels Porträt “Fendi” von 2018 kann man eine unbekannte Person in der U-Bahn erkennen. Die Person hält zwei Taschen mit Fendi-Logos auf dem Schoß. Das Gesicht der Person ist abgeschnitten und die Logos stechen hervor. Durch auffällige Luxusartikel verbindet sich die abgebildete Person mit dem Lebensstil und dem Wohlstand, für den die Marke steht. Das vermittelte Bild steht manchmal im Widerspruch zur Realität. Dieses Porträt mitsamt seiner Message gefällt mir besonders gut.

Foto Credit: Nora Hottum

Schmuck.

Im dritten Raum geht es um Funkeln und Glitzern. Die Identifikation des Selbst mit Schmuck findet man oft im Kanon des Hip-Hop. In kaum einer Kultur wird sich so exzentrisch oder einflussreich gekleidet wie im Hip-Hop. Man will gesehen werden. Objekte werden genutzt, um die eigene Persönlichkeit zu definieren. Welche Geschichte erzählt eine Person durch ihren Stil?

Foto Credit: Nora Hottum

Der Beginn einer neuen Ära

In diesem Raum entdecke ich ein Outfit, welches mich total fasziniert. Es ist der Look von Virgil Abloh für Louis Vuitton im Frühjahr/Sommer 2016. 

Im Jahr 1986 erschien die Single “My Adidas” des Hip-Hop Trios RUN D.M.C. Das Trio machte den klassischen Adidas-Trainingsanzug und die Turnschuhe zu ihrer Uniform und damit zum Markenzeichen des Hip-Hop. Der Trainingsanzug inspirierte Modedesigner:innen dazu, den Look einer Jacke mit Reißverschluss und einer dazu passenden Hose neu zu interpretieren, wie ich hier gelernt habe.

Foto Credit: Nora Hottum

Tribut. 

In diesem Raum der Ausstellung geht es um Hommagen, Respekt und “Shout-Outs” als Zeichen von Dank. Diese sind ein wesentlicher Bestandteil der Hip-Hop-Kultur. Solche Verweise würdigen und ehren das Erbe und Vermächtnis verstorbener Künstler:innen und schaffen Netzwerke. Hip-Hop ist zu einem Maßstab für Künstler:innen des 21. Jahrhunderts geworden. Der einst homogene, weiße und beständige Kanon der Kunstgeschichte ist fließend. Was gilt als schön? Wer ist ikonisch? Und wessen Geschichte ist wertvoll? Wem zollen Künstler:innen Tribut oder Respekt?

Foto Credit: Nora Hottum

Aufstieg. 

In Hip-Hop Songs tauchen häufig der Tod sowie Vorstellungen von Auferstehung und Aufstieg auf. Teilweise geht es um die Trauer um eine:n verstorbene:n Freund:in, teilweise um die ständige Gefahr, als Schwarze Person im städtischen Raum zu leben, aber auch um Gedanken der Unsterblichkeit, die durch Ruhm entstehen. 

In diesem Raum beobachte ich ein Musikvideo von Kendrick Lamars Song “Sing About Me, I’m Dying of Thirst", passend zum Thema an eine Wand projiziert. Ich empfinde das als sehr eindrucksvoll. Man wird dazu angehalten, innezuhalten und über die Leben und Erfahrungen nachzudenken, die in den Werken dieses Raums zum Ausdruck kommen.

Foto Credit: Nora Hottum

Sprache.

In der Kunstform des Hip-Hop geht es im Wesentlichen um Sprache, wie man im letzten Raum der Ausstellung erfahren kann. Dort geht es um die visuelle Sprache des Graffiti, eine musikalische Sprache, die Scratching und Sampling umfasst, und das geschriebene und gesprochene Wort. Die Grundlage für Hip-Hop-Musik bilden Call-and-Response-Gesänge, gefolgt von Rap-Reimen und Texten, die über Tracks gelegt werden. Das Graffiti ist neben dem Sprechgesang eines der erkennbarsten Merkmale des Hip-Hop. Manche Botschaften sind für alle verständlich und manche erfordern Insiderwissen. “Wie lesen Sie die Sprache des Hip-Hop in diesen Werken?”, ist die Frage, die sich stellt.

Foto Credit: Nora Hottum

„The Culture“ spiegelt den Zeitgeist des Hip-Hop wider.

Ich empfinde die Ausstellung nicht als sonderlich groß, wie ich im letzten Raum feststellen muss. Es gibt allerdings vieles zu entdecken. Ich muss gestehen: Ich selbst als Nicht-Kunstkennerin habe aus der Ausstellung weniger mitgenommen, als ich vorher erwartet hatte. Das mag allerdings an einer laienhaften Perspektive gelegen haben. Es können jedoch viele Fragen geklärt werden, wenn man mit einem aufmerksamen Auge herangeht. Die audiovisuellen Elemente haben mir besonders gut gefallen und bei mir persönlich für den größten Mehrwert gesorgt. Ein Besuch der “The Culture” Ausstellung empfehle ich jeder und jedem, der oder die sich einen Eindruck über die Kultur des Hip-Hop verschaffen will und sich einen gesellschaftskritischen Blick auf das Thema wünscht. „The Culture“ zollt Hip-Hop, seiner Entstehungsgeschichte und der Kultur, die mit Hip-Hop einhergeht, Tribut. 

Falls euer Interesse geweckt wurde, könnt ihr die „The Culture“ Ausstellung in der SCHIRN Kunsthalle in Frankfurt am Main noch bis zum 26. Mai 2024 besuchen.

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