Draußen in Gateway Gardens:
Kurzgeschichten, Gedichte, Drehbücher, Romane und in Zukunft noch Poetry-Slam. Der Kreativität von Ronja scheint keine Grenzen gesetzt zu sein. In den letzten Jahren veröffentlichte sie schon vereinzelt ihre Werke und aktuell plant sie, an verschiedenen Poetry-Slams teilzunehmen. Vor ein paar Wochen hatte ich die Gelegenheit, mich an einem entspannten Freitagabend für ein Interview mit ihr zusammenzusetzen. Sie hat mir dabei mehr über sich und ihre Kunst erzählt – all das könnt ihr jetzt in diesem Artikel nachlesen.
Magst du uns als erstes ein bisschen was über dich erzählen?
Ich bin Ronja, bin Teilzeit-Drinnie und betreibe ein Pflanzenhospiz bei mir zu Hause, in dem ich Pflanzen auf ihrem letzten Lebensabschnitt begleite. Ich mag Ironie und Ungewöhnliches. Ein Label, das ich gerne für mich benutze, ist “girl moss – being absorbed into nature again” - der Gegenentwurf zu “girl boss”. Vor allem sonntags - da bin ich komplett offline und nur für mich.
Wie geht’s dir heute?
Mir geht’s gut, ich freue mich, hier zu sein. Vielen Dank für die Möglichkeit.
Interessanterweise habe ich die “Wie geht’s dir?”- Frage auch in meiner Kurzgeschichte wie auch meinem Gedicht Gateway Gardens thematisiert.
Beide Texte enden auf “dir/mir geht’s way gardens”.
Wie ist die Idee dazu entstanden?
Die Idee für die beiden Gateway Gardens-Texte ist entstanden, als ich zu einem guten Freund nach Frankfurt gefahren bin und zum ersten Mal die Bahndurchsage “Nächster Halt Gateway Gardens” gehört und mich gefragt habe: Was ist das für ein Ort?
Dann habe ich mir darüber Gedanken gemacht, was da ist. Ich habe mir vorgestellt, dass das der Ort sein könnte, an dem alle Träume begraben sind.
Da könnten Monstera-Maschinen sein, ein Silberfisch-Valley, Aufzüge aus Bogenhanf – Natur verbunden mit Skyscrapern, irgendwie öko-brutalistisch. Ich war immer noch nicht da, aber habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es ein wunderschönes Märchenland hier mitten in Frankfurt gibt.
Gibt es vielleicht ein Gedicht von dir, das deine heutige Stimmung zum Ausdruck bringt?
Meine Stimmung ist aktuell eher melancholisch und sehnsüchtig nach Neuem, in einer Aufbruchsstimmung. Dazu passt mein Gedichte Gateway Gardens:
und Draußen (erschienen im Experimenta, Online- und Radio-Magazin für Literatur, Kunst und Gesellschaft)
Draußen
Stau im Kopf und im Magen,
flau im Bauch, den Schopf in den Wolken,
grau geht der Tag im Gemenge.
Ein –
Mensch dünstet aus, ein anderer drückt,
den Mensch an den Mensch an den Menschen
– gehen/kommen –
Erinnerungen ans Atmen.
Staub in der Luft,
die taub von Worten strotzt.
Und kaum ausgesprochen, verpufft,
was ungehört verduftet ist.
Das Gedicht “Draußen” ist eine Geschichte über das ”lieber-drinnen-sein”. Momentan habe ich eine Phase, vielleicht auch wegen des Herbstes, in der ich viel drinnen bin, meine Ruhe genieße und nicht so gern unter Leute gehe. Ich nehme mir Zeit für mich selbst.
Kannst du uns einen Einblick in deine Poesie geben?
,Gateway Gardens-Zitat aus der Kurzgeschichte:
Langsam geht die Sonne auf und ich sehe ein paar Kleingärten am Rand der Strecke. Guattari fragt auf Snapchat: “Was sind Sie für eine Wunschmaschine?”,
ich sehe Gartenlauben, Aufstell-Pools und Trampoline.
Will einen verwunschenen Garten hinter verwachsenen Mauern,
will vergehen, verwandeln, verstehen - will gehen - will es mir gut gehen lassen!
Ich wünsche mir Monstera-Maschinen, die mich in ihren löchrigen Blättern im Sonnenlicht wiegen.
Die mich dann anschieben, mich dazu bringen, mich in all die Farben der Natur zu verlieben.
Ich will Aufzüge aus Bogenhanf, die mich ins Silberfisch Valley bringen.
Wie kamst du darauf, deine Gefühle und Gedanken in Form von Gedichten und Texten/ Kurzgeschichten festzuhalten?
Angefangen habe ich ganz klassisch damit, Tagebuch zu schreiben, um meine Gefühle zu verarbeiten. Als meine Oma gestorben ist, habe ich im Gespräch mit anderen nicht wirklich die richtigen Worte gefunden. Darüber zu schreiben hat mir geholfen. Meine ersten Texte behandelten alle den Tod – das war mein Weg, das zu verarbeiten.
Gedichte kannte ich bis dahin nur aus der Schule und einen alten, vergilbten Gedichtband von Schiller hatten wir zu Hause.
Ich habe dann „die Glocke“ gelesen und das war das Größte für mich. Als ich dann irgendwann ca. 2005 (die Anfänge des Internets) „Gedichte“ bei Google eingegeben habe, fand ich schnell zu Rilke. Der Panther ist bis heute eins meiner Lieblingsgedichte.
Aber wirklich darauf gekommen, selbst was zu schreiben, bin ich schlussendlich durch die Musik. Ich habe viel Gothic, Metal und Rock gehört. Mit 15 wollte ich mich dann bei meiner damaligen Lieblingsband Subway to Sally bewerben, um Songs für sie zu schreiben. Ich dachte damals in meinem jugendlichen Leichtsinn: Das kann ich noch besser! Meine Mama hat mich davon glücklicherweise abgehalten.
Heute schreibe ich vor allem dann, wenn ich eine Eingebung habe oder eine Situation beobachte, die ich interessant finde.
Gibt es bestimmte Themen oder Motive, die dich besonders beschäftigen?
Ich beschäftige mich mit queeren Themen, mentaler Gesundheit, menschlichen Beziehungen und Dynamiken. Skurrile und schräge Dinge faszinieren mich; seien das Rabbit-Holes im Internet oder wissenschaftliche Theorien, die ins Leere geführt haben. Menschliches Scheitern und Imperfektionen, die Leute abseits des Rampenlichts. Und ganz kurz gesagt: einfach Menschen.
Möchtest du mit deinen Texten etwas bestimmtes erreichen?
Mit meinen Texten will ich vor allem erstmal mich und meine Gedankenwelt ausdrücken. Wenn sich dann noch ein Mensch davon angesprochen fühlt, sich wiedererkennt oder etwas aus dem Text nachempfinden kann, ist das großartig und macht mich glücklich.
Könntest du dir vorstellen, deine Werke verlegen zu lassen?
Ja, kann ich mir definitiv vorstellen, ich schreibe auch seit 2018 an einem Gedichtband.
2010 hatte ich auch mal einen Roman angefangen, den ich jetzt aber nicht mehr weiterverfolge. Es war aber schon das Ziel, irgendwann ein Buch rauszubringen – Gedichtband oder Roman wäre eins der großen Ziele.
Hat sich deine Kunstform in den letzten Jahren verändert?
Definitiv, ja, und nicht nur in den letzten Jahren. Die ändert sich die ganze Zeit.
Vor einigen Jahren habe ich am liebsten die längsten Schachtelsätze geschrieben. Mittlerweile versuche ich, meine Sätze möglichst kurz zu formulieren und mehr zwischen den Zeilen zu sagen.
Ich schreibe auch mehr Prosa seit einigen Jahren. Der Denkprozess startet meist mit einer Zeile, dann kommt ein Gedicht und das Ganze geht erstmal in die Schublade. Bei Gateway Gardens wurde aus dem Gedicht später die Kurzgeschichte.
Vielleicht wird es auch noch ein Theaterstück; die habe ich lange nicht mehr geschrieben und die lagern auch noch in Schubladen. A work in progress shouldn’t ever be finished.
Wie kamst du zu dem Tattoo-Magazin oder zum “Experimenta”?
Experimenta war eine Ausschreibung bei Autorenwelt.de und da haben die Texte gesucht. Das Thema war ganz frei und auch Fotograf*innen konnten ihre Bilder einschicken. Ich habe meinen Text „Draußen“ dann eingesendet und mein Text wurde für die Novemberausgabe 2019 ausgewählt. Mein Text „Draußen“ wurde mit einem Bild von einem Regenbogen kombiniert. Das war 2019 und gerade als ich privat mein Outing hatte. Mir hat das total viel bedeutet, der Regenbogen und mein Gedicht. Ein perfect Match.
Zu dem Beitrag in dem Tattoo-Magazin „Treat Yourself“ kam ich durch meinen guten Freund Keven, der Tattoo- und Graffiti-Artist ist. Er erzählte mir davon, dass er eine erste Ausgabe des Tattoomagazins plane und noch einen Einleitungstext benötigte und fragte mich, ob ich den schreiben wollte. Das habe ich dann gemacht. Als wir über meine Eingebung zur Haltestelle Gateway Gardens gesprochen haben, hat er mich gefragt, ob ich darüber einen Text in seiner zweiten Ausgabe veröffentlichen möchte.
Was gibt dir das Schreiben?
Eine Art Safe Space, mit den eigenen Gedanken allein sein und reflektieren, loslassen. Auch meine Texte vorzutragen macht mir Freude. Es macht mich neugierig, die Sachen vorzulesen und zu schauen, ob es zu jemandem spricht.
Könntest du dir vorstellen, dich beruflich mehr in den kreativen Bereich zu bewegen?
Ja, kann ich mir definitiv vorstellen. Es ist aber schwierig, weil ich ja schon ein gewisses Sicherheitsbedürfnis habe und auch meinen aktuellen Job gut finde und dann die Zeit fehlt. Ich finde es auch spannend, naturwissenschaftlich und analytisch zu arbeiten. Den kreativen Ausgleich im Privaten will ich aber definitiv erweitern und mich noch mehr ausprobieren.
Wie haben sich deine Poetry-Pläne in den letzten Wochen weiterentwickelt?
Dadurch, dass ich gerade umziehe, nicht so viel, aber ich habe es noch auf dem Schirm. Ich möchte bei einem Open Mic/ Poetry-Slam mitmachen, und da Resonanz vom Publikum auf meine Texte bekommen. Aktuell schreibe ich viel zu queeren Themen, Internet und Milchreis.
Was würdest du deinem Ich von vor 5 Jahren mitgeben?
Weniger darüber nachzudenken, was andere über mich denken, mehr zu mir selbst zu finden, mehr ich zu sein und das zu tun, was mich wirklich bewegt. Einen Unterschied zu machen.
Vor 5 Jahren bin ich nach Wiesbaden gezogen, dann kam Corona. Ohne Covid hätte ich wahrscheinlich vieles anders gemacht. Erst nach der Pandemie habe ich wirklich angefangen, mehr auf meine Fähigkeiten zu vertrauen, mich selbst zu cheerleaden und gütiger mit mir zu sein.
Wo siehst du dich in 10 Jahren?
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht genau, wo ich mich in 10 Jahren sehe. Ich weiß aber, wie ich mich sehe. Ich will mir treu bleiben, immer noch meine Werte vertreten, wie sie heute sind und ich hoffe, dass ich möglichst viele Menschen, die mir was bedeuten, auf dem Weg mitgenommen haben werde und ich es geschafft haben werde, dass die und auch ich in ihrem hellsten Licht strahlen können.
In 10 Jahren möchte ich einen kleinen Unterschied gemacht haben; wie der aussieht, ist noch unklar. Und dann will ich gern zufrieden mit mir sein.
Danke Ronja für das schöne Interview und den Einblick in dein Leben und deine Werke. Ich freue mich auf das, was in Zukunft von dir kommt und bin sehr gespannt, wie deine Poetry-Erfahrungen werden.
Draußen in Gateway Gardens:
Kurzgeschichten, Gedichte, Drehbücher, Romane und in Zukunft noch Poetry-Slam. Der Kreativität von Ronja scheint keine Grenzen gesetzt zu sein. In den letzten Jahren veröffentlichte sie schon vereinzelt ihre Werke und aktuell plant sie, an verschiedenen Poetry-Slams teilzunehmen. Vor ein paar Wochen hatte ich die Gelegenheit, mich an einem entspannten Freitagabend für ein Interview mit ihr zusammenzusetzen. Sie hat mir dabei mehr über sich und ihre Kunst erzählt – all das könnt ihr jetzt in diesem Artikel nachlesen.
Magst du uns als erstes ein bisschen was über dich erzählen?
Ich bin Ronja, bin Teilzeit-Drinnie und betreibe ein Pflanzenhospiz bei mir zu Hause, in dem ich Pflanzen auf ihrem letzten Lebensabschnitt begleite. Ich mag Ironie und Ungewöhnliches. Ein Label, das ich gerne für mich benutze, ist “girl moss – being absorbed into nature again” - der Gegenentwurf zu “girl boss”. Vor allem sonntags - da bin ich komplett offline und nur für mich.
Wie geht’s dir heute?
Mir geht’s gut, ich freue mich, hier zu sein. Vielen Dank für die Möglichkeit.
Interessanterweise habe ich die “Wie geht’s dir?”- Frage auch in meiner Kurzgeschichte wie auch meinem Gedicht Gateway Gardens thematisiert.
Beide Texte enden auf “dir/mir geht’s way gardens”.
Wie ist die Idee dazu entstanden?
Die Idee für die beiden Gateway Gardens-Texte ist entstanden, als ich zu einem guten Freund nach Frankfurt gefahren bin und zum ersten Mal die Bahndurchsage “Nächster Halt Gateway Gardens” gehört und mich gefragt habe: Was ist das für ein Ort?
Dann habe ich mir darüber Gedanken gemacht, was da ist. Ich habe mir vorgestellt, dass das der Ort sein könnte, an dem alle Träume begraben sind.
Da könnten Monstera-Maschinen sein, ein Silberfisch-Valley, Aufzüge aus Bogenhanf – Natur verbunden mit Skyscrapern, irgendwie öko-brutalistisch. Ich war immer noch nicht da, aber habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es ein wunderschönes Märchenland hier mitten in Frankfurt gibt.
Gibt es vielleicht ein Gedicht von dir, das deine heutige Stimmung zum Ausdruck bringt?
Meine Stimmung ist aktuell eher melancholisch und sehnsüchtig nach Neuem, in einer Aufbruchsstimmung. Dazu passt mein Gedichte Gateway Gardens:
und Draußen (erschienen im Experimenta, Online- und Radio-Magazin für Literatur, Kunst und Gesellschaft)
Draußen
Stau im Kopf und im Magen,
flau im Bauch, den Schopf in den Wolken,
grau geht der Tag im Gemenge.
Ein –
Mensch dünstet aus, ein anderer drückt,
den Mensch an den Mensch an den Menschen
– gehen/kommen –
Erinnerungen ans Atmen.
Staub in der Luft,
die taub von Worten strotzt.
Und kaum ausgesprochen, verpufft,
was ungehört verduftet ist.
Das Gedicht “Draußen” ist eine Geschichte über das ”lieber-drinnen-sein”. Momentan habe ich eine Phase, vielleicht auch wegen des Herbstes, in der ich viel drinnen bin, meine Ruhe genieße und nicht so gern unter Leute gehe. Ich nehme mir Zeit für mich selbst.
Kannst du uns einen Einblick in deine Poesie geben?
,Gateway Gardens-Zitat aus der Kurzgeschichte:
Langsam geht die Sonne auf und ich sehe ein paar Kleingärten am Rand der Strecke. Guattari fragt auf Snapchat: “Was sind Sie für eine Wunschmaschine?”,
ich sehe Gartenlauben, Aufstell-Pools und Trampoline.
Will einen verwunschenen Garten hinter verwachsenen Mauern,
will vergehen, verwandeln, verstehen - will gehen - will es mir gut gehen lassen!
Ich wünsche mir Monstera-Maschinen, die mich in ihren löchrigen Blättern im Sonnenlicht wiegen.
Die mich dann anschieben, mich dazu bringen, mich in all die Farben der Natur zu verlieben.
Ich will Aufzüge aus Bogenhanf, die mich ins Silberfisch Valley bringen.
Wie kamst du darauf, deine Gefühle und Gedanken in Form von Gedichten und Texten/ Kurzgeschichten festzuhalten?
Angefangen habe ich ganz klassisch damit, Tagebuch zu schreiben, um meine Gefühle zu verarbeiten. Als meine Oma gestorben ist, habe ich im Gespräch mit anderen nicht wirklich die richtigen Worte gefunden. Darüber zu schreiben hat mir geholfen. Meine ersten Texte behandelten alle den Tod – das war mein Weg, das zu verarbeiten.
Gedichte kannte ich bis dahin nur aus der Schule und einen alten, vergilbten Gedichtband von Schiller hatten wir zu Hause.
Ich habe dann „die Glocke“ gelesen und das war das Größte für mich. Als ich dann irgendwann ca. 2005 (die Anfänge des Internets) „Gedichte“ bei Google eingegeben habe, fand ich schnell zu Rilke. Der Panther ist bis heute eins meiner Lieblingsgedichte.
Aber wirklich darauf gekommen, selbst was zu schreiben, bin ich schlussendlich durch die Musik. Ich habe viel Gothic, Metal und Rock gehört. Mit 15 wollte ich mich dann bei meiner damaligen Lieblingsband Subway to Sally bewerben, um Songs für sie zu schreiben. Ich dachte damals in meinem jugendlichen Leichtsinn: Das kann ich noch besser! Meine Mama hat mich davon glücklicherweise abgehalten.
Heute schreibe ich vor allem dann, wenn ich eine Eingebung habe oder eine Situation beobachte, die ich interessant finde.
Gibt es bestimmte Themen oder Motive, die dich besonders beschäftigen?
Ich beschäftige mich mit queeren Themen, mentaler Gesundheit, menschlichen Beziehungen und Dynamiken. Skurrile und schräge Dinge faszinieren mich; seien das Rabbit-Holes im Internet oder wissenschaftliche Theorien, die ins Leere geführt haben. Menschliches Scheitern und Imperfektionen, die Leute abseits des Rampenlichts. Und ganz kurz gesagt: einfach Menschen.
Möchtest du mit deinen Texten etwas bestimmtes erreichen?
Mit meinen Texten will ich vor allem erstmal mich und meine Gedankenwelt ausdrücken. Wenn sich dann noch ein Mensch davon angesprochen fühlt, sich wiedererkennt oder etwas aus dem Text nachempfinden kann, ist das großartig und macht mich glücklich.
Könntest du dir vorstellen, deine Werke verlegen zu lassen?
Ja, kann ich mir definitiv vorstellen, ich schreibe auch seit 2018 an einem Gedichtband.
2010 hatte ich auch mal einen Roman angefangen, den ich jetzt aber nicht mehr weiterverfolge. Es war aber schon das Ziel, irgendwann ein Buch rauszubringen – Gedichtband oder Roman wäre eins der großen Ziele.
Hat sich deine Kunstform in den letzten Jahren verändert?
Definitiv, ja, und nicht nur in den letzten Jahren. Die ändert sich die ganze Zeit.
Vor einigen Jahren habe ich am liebsten die längsten Schachtelsätze geschrieben. Mittlerweile versuche ich, meine Sätze möglichst kurz zu formulieren und mehr zwischen den Zeilen zu sagen.
Ich schreibe auch mehr Prosa seit einigen Jahren. Der Denkprozess startet meist mit einer Zeile, dann kommt ein Gedicht und das Ganze geht erstmal in die Schublade. Bei Gateway Gardens wurde aus dem Gedicht später die Kurzgeschichte.
Vielleicht wird es auch noch ein Theaterstück; die habe ich lange nicht mehr geschrieben und die lagern auch noch in Schubladen. A work in progress shouldn’t ever be finished.
Wie kamst du zu dem Tattoo-Magazin oder zum “Experimenta”?
Experimenta war eine Ausschreibung bei Autorenwelt.de und da haben die Texte gesucht. Das Thema war ganz frei und auch Fotograf*innen konnten ihre Bilder einschicken. Ich habe meinen Text „Draußen“ dann eingesendet und mein Text wurde für die Novemberausgabe 2019 ausgewählt. Mein Text „Draußen“ wurde mit einem Bild von einem Regenbogen kombiniert. Das war 2019 und gerade als ich privat mein Outing hatte. Mir hat das total viel bedeutet, der Regenbogen und mein Gedicht. Ein perfect Match.
Zu dem Beitrag in dem Tattoo-Magazin „Treat Yourself“ kam ich durch meinen guten Freund Keven, der Tattoo- und Graffiti-Artist ist. Er erzählte mir davon, dass er eine erste Ausgabe des Tattoomagazins plane und noch einen Einleitungstext benötigte und fragte mich, ob ich den schreiben wollte. Das habe ich dann gemacht. Als wir über meine Eingebung zur Haltestelle Gateway Gardens gesprochen haben, hat er mich gefragt, ob ich darüber einen Text in seiner zweiten Ausgabe veröffentlichen möchte.
Was gibt dir das Schreiben?
Eine Art Safe Space, mit den eigenen Gedanken allein sein und reflektieren, loslassen. Auch meine Texte vorzutragen macht mir Freude. Es macht mich neugierig, die Sachen vorzulesen und zu schauen, ob es zu jemandem spricht.
Könntest du dir vorstellen, dich beruflich mehr in den kreativen Bereich zu bewegen?
Ja, kann ich mir definitiv vorstellen. Es ist aber schwierig, weil ich ja schon ein gewisses Sicherheitsbedürfnis habe und auch meinen aktuellen Job gut finde und dann die Zeit fehlt. Ich finde es auch spannend, naturwissenschaftlich und analytisch zu arbeiten. Den kreativen Ausgleich im Privaten will ich aber definitiv erweitern und mich noch mehr ausprobieren.
Wie haben sich deine Poetry-Pläne in den letzten Wochen weiterentwickelt?
Dadurch, dass ich gerade umziehe, nicht so viel, aber ich habe es noch auf dem Schirm. Ich möchte bei einem Open Mic/ Poetry-Slam mitmachen, und da Resonanz vom Publikum auf meine Texte bekommen. Aktuell schreibe ich viel zu queeren Themen, Internet und Milchreis.
Was würdest du deinem Ich von vor 5 Jahren mitgeben?
Weniger darüber nachzudenken, was andere über mich denken, mehr zu mir selbst zu finden, mehr ich zu sein und das zu tun, was mich wirklich bewegt. Einen Unterschied zu machen.
Vor 5 Jahren bin ich nach Wiesbaden gezogen, dann kam Corona. Ohne Covid hätte ich wahrscheinlich vieles anders gemacht. Erst nach der Pandemie habe ich wirklich angefangen, mehr auf meine Fähigkeiten zu vertrauen, mich selbst zu cheerleaden und gütiger mit mir zu sein.
Wo siehst du dich in 10 Jahren?
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht genau, wo ich mich in 10 Jahren sehe. Ich weiß aber, wie ich mich sehe. Ich will mir treu bleiben, immer noch meine Werte vertreten, wie sie heute sind und ich hoffe, dass ich möglichst viele Menschen, die mir was bedeuten, auf dem Weg mitgenommen haben werde und ich es geschafft haben werde, dass die und auch ich in ihrem hellsten Licht strahlen können.
In 10 Jahren möchte ich einen kleinen Unterschied gemacht haben; wie der aussieht, ist noch unklar. Und dann will ich gern zufrieden mit mir sein.
Danke Ronja für das schöne Interview und den Einblick in dein Leben und deine Werke. Ich freue mich auf das, was in Zukunft von dir kommt und bin sehr gespannt, wie deine Poetry-Erfahrungen werden.