Themenpunkt: Nutzung des Walhalla-Komplexes in Wiesbaden
Ein Erfahrungsbericht
Am Freitag, den 20.01.23, wurde von dem amtierenden Wiesbadener Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. „Transformation der Innenstadt“ ist das Überthema. Vor Ort wird schnell klar: Viele der Gäste haben vor allem Interesse an den Themen „Walhalla-Komplex“ und die Entwicklung der „City-Passage“. Ca. 150 Gäste zählt die Veranstaltung zu Beginn und ist damit im Kulturforum am Schillerplatz gut besucht.
Die Veranstaltung wird mit einem Disclaimer eröffnet: „Es gibt keine Patentlösungen… Es sollen Impulse gesetzt werden.“ – Ein Schelm, wer jetzt was Böses denkt.
Einer dieser Impulsgeber und erster Redner ist Christian Halasz von der Commerz Real AG und es zeigt sich: Hier wird tief in die Rhetorik-Kiste gegriffen und präsentiert. Nur leider ohne Präsentation. Die „Impulse“, die hier gesetzt werden, sind bestenfalls Ideen, schlechtestenfalls leere Worthülsen. Wie aus dem Lehrbuch des Redner-Kurses werden vage Aussagen, kleine Wahrheiten und Themen, die als Applaus-Garanten fungieren, kombiniert.
Eine Auswahl: Autofreie Innenstadt, kostenloser Nahverkehr, kostenloses Wi-Fi, Strom aus erneuerbaren Energiequellen und Wasser an öffentlichen Plätzen, eine nachhaltige, bestenfalls CO²-neutrale Innenstadt mit begrünten Multifunktionsdächern, wo ein neues produzierendes Gewerbe Halt finden soll, welches Wege verkürzt und Wiesbaden mit wichtigen Produkten selbst versorgt.
Klingt gut, oder? Weiter:
Eine grüne Lunge brauche Wiesbaden, welche Kaltluft in die Innenstadt ziehe und auch vor Ort generiere, um Klimaziele zu erreichen…
Ambitionierte Ziele, während Bauprojekte in der Wiesbadener Kaltluftschneise geplant werden. Eine der kleinen Wahrheiten: „Ja, beim Bauen wird CO² emittiert und es geht darum, diese Emissionen möglichst schnell im Nutzungszeitraum wieder auszugleichen.“ Weiterführende Informationen zu einem „CO²-Ausgleich“ findet ihr am Ende des Artikels.
Widerstandsfähig, interessant und zukunftsfähig soll unsere Innenstadt werden. Zum Schluss der Eröffnungsrede und dadurch wie eine Randnotiz wirkend: „… auch Platz für Kultur muss geschaffen werden.“
284 Wörter müssen allein in diesem Artikel fallen, bevor das Wort „Kultur“ zum Zuge kommt. Beschreibend für den weiteren Abendverlauf. Nach den „Impulsen“ von Herrn Halasz beginnt nun endlich die heiß ersehnte Diskussion zum Thema „Walhalla – Ein kulturelles Zentrum mit Strahlkraft?“
Die Runde, die sich über die Zukunft Wiesbadens auf der Bühne unterhält, besteht aus einem Mitglied des Kulturbeirats bzw. des Theaters Wiesbadens (welches den Wegzug aus Wiesbaden bereits geplant hat), ein Mensch der SEG, einem der beiden „Nacht-Bürgermeister“, Gert-Uwe Mende selbst und einer Moderatorin. Hier fällt auf: Keiner der Menschen, die zuletzt im Walhalla arbeiteten und heute das „Walhalla im Exil“ betreiben, ist eingeladen, auch eine kulturschaffende Person aus der Wiesbadener Szene fehlt.
Während die Stadtverordnetenversammlung in der Vergangenheit eine rein kulturelle Nutzung der Immobilie beschloss, wird nun von der Bühne ausgerechnet von der einzigen Person des Kulturbereichs gesagt: „…wenn die Kulturschaffenden die Räume nicht bespielen wollen, muss dort keine kulturelle Nutzung stattfinden“. Welche Kulturschaffenden dafür befragt wurden, frage ich mich als Kulturschaffender nicht nur leise. Herr Mende informiert über den Planungsstand mit den Worten: „… wenn wir vorher wissen wollen, was in jedem Winkel dort passieren soll, beenden wir niemals diese Never-Ending-Story.“ Ansonsten ist das Walhalla eigentlich kein konkretes Thema. Es wird das Potenzial hervorgehoben, ohne es konkretisieren zu wollen. „Augmented-Reality“ ist ein abendübergreifendes Schlagwort und wird, wenn man das Wort versteht, am Leben vorbei auch auf den leerstehenden Club-Keller angewendet. Der geplante Abriss des 1910 entstandenen Anbaus wird nicht thematisiert. Allgemein findet keine Diskussion auf der Bühne statt und es werden keine Pläne vorgestellt. Die Menschen auf der Bühne pusten sich nur gegenseitig heiße Luft in die Segel und versuchen dabei möglichst sympathisch zu wirken. Kurz und mit spitzer Zunge zusammengefasst: „Wir haben keine Ahnung was wir tun und fangen 2024 damit an.“
Eine themenspezifische Fragerunde für die zahlreich erschienen Bürger:innen gab es nicht. Eine allgemeine Fragerunde gäbe es anschließend an die letzte Diskussion. Daraufhin verließen gut ein Drittel der gekommenen Gäste enttäuscht den Saal.
Herr Mende plant die Stadt der Zukunft und zitiert gleichzeitig die Worte Helmut Schmidts: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“.
Das lass ich so mal stehen. Danke Uwe.
Was haltet ihr vom Bürgerdialog? Habt ihr Ideen zur Nutzung des Walhallas? Wünscht ihr euch dazu weitere Berichterstattung von unserer Seite? Lasst es uns wissen und schreibt uns!
Wenn ihr über die Pläne auf dem Laufenden gehalten werden wollt, folgt dem „Walhalla im Exil“ oder dem Autor auf Instagram. Ideen gibt es viele.
Wenn ihr mehr über das Walhalla erfahren wollt, schaut doch mal hier vorbei: https://www.verborgenes-wiesbaden.de/walhalla
Allgemeine Informationen zum Thema CO²-Ausgleich: https://www.quarks.de/umwelt/klimawandel/das-bringt-es-co2-emissionen-zu-kompensieren/#:~:text=Die%20Idee%20der%20freiwilligen%20CO2,von%20Solarstrom%2C%20Biogasanlagen%20und%20Wasserkraft.
Themenpunkt: Nutzung des Walhalla-Komplexes in Wiesbaden
Ein Erfahrungsbericht
Am Freitag, den 20.01.23, wurde von dem amtierenden Wiesbadener Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. „Transformation der Innenstadt“ ist das Überthema. Vor Ort wird schnell klar: Viele der Gäste haben vor allem Interesse an den Themen „Walhalla-Komplex“ und die Entwicklung der „City-Passage“. Ca. 150 Gäste zählt die Veranstaltung zu Beginn und ist damit im Kulturforum am Schillerplatz gut besucht.
Die Veranstaltung wird mit einem Disclaimer eröffnet: „Es gibt keine Patentlösungen… Es sollen Impulse gesetzt werden.“ – Ein Schelm, wer jetzt was Böses denkt.
Einer dieser Impulsgeber und erster Redner ist Christian Halasz von der Commerz Real AG und es zeigt sich: Hier wird tief in die Rhetorik-Kiste gegriffen und präsentiert. Nur leider ohne Präsentation. Die „Impulse“, die hier gesetzt werden, sind bestenfalls Ideen, schlechtestenfalls leere Worthülsen. Wie aus dem Lehrbuch des Redner-Kurses werden vage Aussagen, kleine Wahrheiten und Themen, die als Applaus-Garanten fungieren, kombiniert.
Eine Auswahl: Autofreie Innenstadt, kostenloser Nahverkehr, kostenloses Wi-Fi, Strom aus erneuerbaren Energiequellen und Wasser an öffentlichen Plätzen, eine nachhaltige, bestenfalls CO²-neutrale Innenstadt mit begrünten Multifunktionsdächern, wo ein neues produzierendes Gewerbe Halt finden soll, welches Wege verkürzt und Wiesbaden mit wichtigen Produkten selbst versorgt.
Klingt gut, oder? Weiter:
Eine grüne Lunge brauche Wiesbaden, welche Kaltluft in die Innenstadt ziehe und auch vor Ort generiere, um Klimaziele zu erreichen…
Ambitionierte Ziele, während Bauprojekte in der Wiesbadener Kaltluftschneise geplant werden. Eine der kleinen Wahrheiten: „Ja, beim Bauen wird CO² emittiert und es geht darum, diese Emissionen möglichst schnell im Nutzungszeitraum wieder auszugleichen.“ Weiterführende Informationen zu einem „CO²-Ausgleich“ findet ihr am Ende des Artikels.
Widerstandsfähig, interessant und zukunftsfähig soll unsere Innenstadt werden. Zum Schluss der Eröffnungsrede und dadurch wie eine Randnotiz wirkend: „… auch Platz für Kultur muss geschaffen werden.“
284 Wörter müssen allein in diesem Artikel fallen, bevor das Wort „Kultur“ zum Zuge kommt. Beschreibend für den weiteren Abendverlauf. Nach den „Impulsen“ von Herrn Halasz beginnt nun endlich die heiß ersehnte Diskussion zum Thema „Walhalla – Ein kulturelles Zentrum mit Strahlkraft?“
Die Runde, die sich über die Zukunft Wiesbadens auf der Bühne unterhält, besteht aus einem Mitglied des Kulturbeirats bzw. des Theaters Wiesbadens (welches den Wegzug aus Wiesbaden bereits geplant hat), ein Mensch der SEG, einem der beiden „Nacht-Bürgermeister“, Gert-Uwe Mende selbst und einer Moderatorin. Hier fällt auf: Keiner der Menschen, die zuletzt im Walhalla arbeiteten und heute das „Walhalla im Exil“ betreiben, ist eingeladen, auch eine kulturschaffende Person aus der Wiesbadener Szene fehlt.
Während die Stadtverordnetenversammlung in der Vergangenheit eine rein kulturelle Nutzung der Immobilie beschloss, wird nun von der Bühne ausgerechnet von der einzigen Person des Kulturbereichs gesagt: „…wenn die Kulturschaffenden die Räume nicht bespielen wollen, muss dort keine kulturelle Nutzung stattfinden“. Welche Kulturschaffenden dafür befragt wurden, frage ich mich als Kulturschaffender nicht nur leise. Herr Mende informiert über den Planungsstand mit den Worten: „… wenn wir vorher wissen wollen, was in jedem Winkel dort passieren soll, beenden wir niemals diese Never-Ending-Story.“ Ansonsten ist das Walhalla eigentlich kein konkretes Thema. Es wird das Potenzial hervorgehoben, ohne es konkretisieren zu wollen. „Augmented-Reality“ ist ein abendübergreifendes Schlagwort und wird, wenn man das Wort versteht, am Leben vorbei auch auf den leerstehenden Club-Keller angewendet. Der geplante Abriss des 1910 entstandenen Anbaus wird nicht thematisiert. Allgemein findet keine Diskussion auf der Bühne statt und es werden keine Pläne vorgestellt. Die Menschen auf der Bühne pusten sich nur gegenseitig heiße Luft in die Segel und versuchen dabei möglichst sympathisch zu wirken. Kurz und mit spitzer Zunge zusammengefasst: „Wir haben keine Ahnung was wir tun und fangen 2024 damit an.“
Eine themenspezifische Fragerunde für die zahlreich erschienen Bürger:innen gab es nicht. Eine allgemeine Fragerunde gäbe es anschließend an die letzte Diskussion. Daraufhin verließen gut ein Drittel der gekommenen Gäste enttäuscht den Saal.
Herr Mende plant die Stadt der Zukunft und zitiert gleichzeitig die Worte Helmut Schmidts: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“.
Das lass ich so mal stehen. Danke Uwe.
Was haltet ihr vom Bürgerdialog? Habt ihr Ideen zur Nutzung des Walhallas? Wünscht ihr euch dazu weitere Berichterstattung von unserer Seite? Lasst es uns wissen und schreibt uns!
Wenn ihr über die Pläne auf dem Laufenden gehalten werden wollt, folgt dem „Walhalla im Exil“ oder dem Autor auf Instagram. Ideen gibt es viele.
Wenn ihr mehr über das Walhalla erfahren wollt, schaut doch mal hier vorbei: https://www.verborgenes-wiesbaden.de/walhalla
Allgemeine Informationen zum Thema CO²-Ausgleich: https://www.quarks.de/umwelt/klimawandel/das-bringt-es-co2-emissionen-zu-kompensieren/#:~:text=Die%20Idee%20der%20freiwilligen%20CO2,von%20Solarstrom%2C%20Biogasanlagen%20und%20Wasserkraft.