Awareness muss im Mainstream ankommen

GG Vybe im Porträt

Fotos:
Fotocredit: Lisa Schmelz
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Was, wenn sieben Frauen die gemeinsame Leidenschaft für das DJing entdecken, sich zu einer Crew zusammenfinden, Veranstaltungen und Panel Talks organisieren und kulturpolitische Diskurse anregen? Dann sprechen wir vermutlich von GG Vybe, der ersten Female DJ Crew aus Frankfurt am Main. 

Das “GG” im Namen steht für Girl Gang und transportiert damit genau die Energie, die es braucht, um sich ihren Space in der Musikszene zu schaffen. Es geht bei GG Vybe um mehr als um gute Musik, DJ Sets und lange Partynächte. Es geht um Gleichberechtigung, Repräsentation, kulturpolitische Arbeit, Aufklärung und schließlich natürlich auch um die gemeinsame Liebe zur Musik. Zu den Crew-Mitgliedern zählen Jaraya, Jenni Yo, Miss Control, CVL, Johanna, Lathivha und Febi. Sie alle arbeiten in unterschiedlichen Jobs und sind verschiedene Wege gegangen, um beim DJing anzukommen. Einige von ihnen haben sich auf DJ-Workshops kennengelernt. Der feministische Gedanke war dabei von Anfang an da, denn die Workshops sind aus einem Defizit entstanden - eine männerdominierte DJ- und Musikszene, die es FLINTA* (Anm. d. Red. FLINTA* ist eine Abkürzung und steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen.) schwer macht anzufangen, sich zu trauen und den Space zu bekommen, seine Leidenschaft auszuleben. Es waren häufig Männer, die man hinter dem Pult gesehen hat und es wurde Zeit, das zu verändern. “Gemeinsam ist man stärker” trifft es hier wohl auf den Punkt. Zu Beginn ging es dabei weniger darum, eine Crew zu gründen, als den Netzwerk-Gedanken voranzutreiben. Alle waren auf dem gleichen Level, teilten das Interesse und wollten DJing lernen. Man konnte sich unterstützen. Dass daraus schlussendlich die erste Frankfurter Female DJ Crew entstand, war eher ein Selbstläufer als das festgesetzte Ziel. 2018 hatten sie die erste gemeinsame Veranstaltung, was der Startschuss sein sollte für eigene Events und Gigs in der Schirn in Frankfurt, Sets zwischen den bekannten Kacheln des HÖR in Berlin, Auftritte auf dem Splash! Festival und mehr. Die Liste der bereits gespielten Gigs ist lang und sie beweisen ihre Skills an den Decks immer wieder. Mal im Duo, in Dreier- oder Vierer-Konstellationen - immer aber mit der Crew als Unterstützung im Rücken. Dabei wollen sie, wie eingangs erwähnt, nicht nur für gute Musik und eine unvergessliche Partynacht sorgen. Sie wollen einen Mehrwert bieten, aufklären und Diskurse in der Veranstaltungsbranche und Clubkultur anregen. Angefangen beim Ablegen der Bezeichnung “DJane”, die schlichtweg keinen Sinn ergibt, was klar wird, wenn man sich einen Moment mit der englischen Sprache und der Abkürzung von “DJ” beschäftigt. Auch mit Überkikz haben wir bereits über die Problematik der Bezeichnung gesprochen. DJ steht für Disc Jockey, was weder ein weibliches noch männliches Wort ist. Da ist kein Platz für “Jane”. Und auch wenn man behaupten könnte, dass es hier “nur” um eine Bezeichnung geht, an der man sich aufhängt, gehört das zu einem Sammelsurium an Dingen, mit denen vor allem FLINTA* Personen in der Musik- und Veranstaltungsbranche immer wieder konfrontiert werden. Seien es die Situationen mit Technikern, die vermeintlich mehr Ahnung vom Mischpult haben als die DJs selbst, oder Tonleute, die Mansplaining (Anm. d. Red. Erklärungen eines Mannes, der davon ausgeht, er wüsste mehr über den Gesprächsgegenstand als die – meist weibliche – Person, mit der er spricht) ausüben, so wie es im Buche steht. GG Vybe sprechen über die Situationen, die sich hinter sowie vor dem Mischpult ereignen und schaffen damit Aufklärung über die Clubkultur. Sie wollen die Prozesse anregen, vor allem aber wollen sie diese Prozesse mitgestalten, auch über die eigenen Veranstaltungen hinaus. Awareness muss im Mainstream ankommen. Und wer feministisch-aktivistisch arbeitet, kann dies nicht ohne eine intersektionale Perspektive tun (Anm. d. Red.: Intersektionalität beschreibt die Überschneidung verschiedener Formen von Diskriminierung gegenüber einer Person). So schaffen GG Vybe neben ihren Veranstaltungen auch Gesprächsräume durch Diskussionsrunden und Panel-Talks, zum Beispiel mit “Talk That Talk”, bei dem gemeinsam mit Künstler:innen aus dem Rap- und Musik-Kosmos über gesamtgesellschaftliche Themen gesprochen wird. Beim Talk “Rap & Rassismus” wurde zum Beispiel darüber gesprochen, wie aktuell Rassismus im Deutschrap stattfindet und behandelt wird. Dabei haben sie verschiedene Lebensrealitäten aufgezeigt und betroffenen sowie nicht-betroffenen Zuhörer:innen neue Perspektiven eröffnet. Auch Filmvorführungen und Buchlesungen organisiert die Crew. So wurde von Alice Hasters Einblick in ihr Buch “Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten” gegeben oder das Jahr 2023 mit einer Vorführung der Musik-Doku “Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod” von Cem Kaya und anschließender Club-Nacht gestartet. Ihr seht: GG Vybe sind ein Paradebeispiel für die Verknüpfung von Kunst und Politik. 

So vielseitig wie die Visionen der Frankfurter Crew sind, ist auch ihr Sound. Von Rap über House Classics, R’n’B und Future Beats bis Elektro decken die DJs alles ab, was dem aktuellen, so wie immer dagewesenen Zeitgeist entspricht. Die Werte der Crew finden sich auch in der Crowd auf den Veranstaltungen wieder. Überzeugt euch also selbst davon, wie gute Musik und kulturpolitisches Engagement kombiniert werden können und schaut auf dem nächsten Event von GG Vybe vorbei. 


Fotocredit: Lisa Schmelz

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Was, wenn sieben Frauen die gemeinsame Leidenschaft für das DJing entdecken, sich zu einer Crew zusammenfinden, Veranstaltungen und Panel Talks organisieren und kulturpolitische Diskurse anregen? Dann sprechen wir vermutlich von GG Vybe, der ersten Female DJ Crew aus Frankfurt am Main. 

Das “GG” im Namen steht für Girl Gang und transportiert damit genau die Energie, die es braucht, um sich ihren Space in der Musikszene zu schaffen. Es geht bei GG Vybe um mehr als um gute Musik, DJ Sets und lange Partynächte. Es geht um Gleichberechtigung, Repräsentation, kulturpolitische Arbeit, Aufklärung und schließlich natürlich auch um die gemeinsame Liebe zur Musik. Zu den Crew-Mitgliedern zählen Jaraya, Jenni Yo, Miss Control, CVL, Johanna, Lathivha und Febi. Sie alle arbeiten in unterschiedlichen Jobs und sind verschiedene Wege gegangen, um beim DJing anzukommen. Einige von ihnen haben sich auf DJ-Workshops kennengelernt. Der feministische Gedanke war dabei von Anfang an da, denn die Workshops sind aus einem Defizit entstanden - eine männerdominierte DJ- und Musikszene, die es FLINTA* (Anm. d. Red. FLINTA* ist eine Abkürzung und steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen.) schwer macht anzufangen, sich zu trauen und den Space zu bekommen, seine Leidenschaft auszuleben. Es waren häufig Männer, die man hinter dem Pult gesehen hat und es wurde Zeit, das zu verändern. “Gemeinsam ist man stärker” trifft es hier wohl auf den Punkt. Zu Beginn ging es dabei weniger darum, eine Crew zu gründen, als den Netzwerk-Gedanken voranzutreiben. Alle waren auf dem gleichen Level, teilten das Interesse und wollten DJing lernen. Man konnte sich unterstützen. Dass daraus schlussendlich die erste Frankfurter Female DJ Crew entstand, war eher ein Selbstläufer als das festgesetzte Ziel. 2018 hatten sie die erste gemeinsame Veranstaltung, was der Startschuss sein sollte für eigene Events und Gigs in der Schirn in Frankfurt, Sets zwischen den bekannten Kacheln des HÖR in Berlin, Auftritte auf dem Splash! Festival und mehr. Die Liste der bereits gespielten Gigs ist lang und sie beweisen ihre Skills an den Decks immer wieder. Mal im Duo, in Dreier- oder Vierer-Konstellationen - immer aber mit der Crew als Unterstützung im Rücken. Dabei wollen sie, wie eingangs erwähnt, nicht nur für gute Musik und eine unvergessliche Partynacht sorgen. Sie wollen einen Mehrwert bieten, aufklären und Diskurse in der Veranstaltungsbranche und Clubkultur anregen. Angefangen beim Ablegen der Bezeichnung “DJane”, die schlichtweg keinen Sinn ergibt, was klar wird, wenn man sich einen Moment mit der englischen Sprache und der Abkürzung von “DJ” beschäftigt. Auch mit Überkikz haben wir bereits über die Problematik der Bezeichnung gesprochen. DJ steht für Disc Jockey, was weder ein weibliches noch männliches Wort ist. Da ist kein Platz für “Jane”. Und auch wenn man behaupten könnte, dass es hier “nur” um eine Bezeichnung geht, an der man sich aufhängt, gehört das zu einem Sammelsurium an Dingen, mit denen vor allem FLINTA* Personen in der Musik- und Veranstaltungsbranche immer wieder konfrontiert werden. Seien es die Situationen mit Technikern, die vermeintlich mehr Ahnung vom Mischpult haben als die DJs selbst, oder Tonleute, die Mansplaining (Anm. d. Red. Erklärungen eines Mannes, der davon ausgeht, er wüsste mehr über den Gesprächsgegenstand als die – meist weibliche – Person, mit der er spricht) ausüben, so wie es im Buche steht. GG Vybe sprechen über die Situationen, die sich hinter sowie vor dem Mischpult ereignen und schaffen damit Aufklärung über die Clubkultur. Sie wollen die Prozesse anregen, vor allem aber wollen sie diese Prozesse mitgestalten, auch über die eigenen Veranstaltungen hinaus. Awareness muss im Mainstream ankommen. Und wer feministisch-aktivistisch arbeitet, kann dies nicht ohne eine intersektionale Perspektive tun (Anm. d. Red.: Intersektionalität beschreibt die Überschneidung verschiedener Formen von Diskriminierung gegenüber einer Person). So schaffen GG Vybe neben ihren Veranstaltungen auch Gesprächsräume durch Diskussionsrunden und Panel-Talks, zum Beispiel mit “Talk That Talk”, bei dem gemeinsam mit Künstler:innen aus dem Rap- und Musik-Kosmos über gesamtgesellschaftliche Themen gesprochen wird. Beim Talk “Rap & Rassismus” wurde zum Beispiel darüber gesprochen, wie aktuell Rassismus im Deutschrap stattfindet und behandelt wird. Dabei haben sie verschiedene Lebensrealitäten aufgezeigt und betroffenen sowie nicht-betroffenen Zuhörer:innen neue Perspektiven eröffnet. Auch Filmvorführungen und Buchlesungen organisiert die Crew. So wurde von Alice Hasters Einblick in ihr Buch “Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten” gegeben oder das Jahr 2023 mit einer Vorführung der Musik-Doku “Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod” von Cem Kaya und anschließender Club-Nacht gestartet. Ihr seht: GG Vybe sind ein Paradebeispiel für die Verknüpfung von Kunst und Politik. 

So vielseitig wie die Visionen der Frankfurter Crew sind, ist auch ihr Sound. Von Rap über House Classics, R’n’B und Future Beats bis Elektro decken die DJs alles ab, was dem aktuellen, so wie immer dagewesenen Zeitgeist entspricht. Die Werte der Crew finden sich auch in der Crowd auf den Veranstaltungen wieder. Überzeugt euch also selbst davon, wie gute Musik und kulturpolitisches Engagement kombiniert werden können und schaut auf dem nächsten Event von GG Vybe vorbei. 


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