90s Kids will remember. Ja? Sie sind überall: Die 90er und 2000er Partys, die Songs meiner Kindheit und Jugend. Sie lösen etwas aus. Dabei kommt es zu neuen Begegnungen, denn viele dieser Songs kenne ich nur in Lautsprache, Kauderwelsch, kindlichem Unfug. Ich kann die Texte mitsingen, ohne zu wissen, was sie bedeuten. Oft genug war nie eine Bedeutung da: Ja Ja Ja Coco Jambo / Ja Ja Je / Ejooo – als Kind dachte ich, das sei ein englischer Satz. Jetzt, da ich die Sprache verstehe, entstehen aber auch seltsame Irritationen. Erst neulich:
Sometimes von Britney Spears: Sometimes I run / Sometimes I hide / Sometimes I'm scared of you - Moment, das ist doch ein Lovesong, das klingt aber nicht sehr gesund, liebe Britney. I'm addicted to you / Don't you know that you're toxic? Ich tanze. Später Anastacia: 'Left outside alone': Careless, helpless little man / someday you might understand / There is nothing more to say / … / It's not Ok / I don't feel safe!
Klingt ganz schön ernst für harmlose Popsongs, die ein bisschen Liebe hier, ein bisschen Herzschmerz da, doch eigentlich nix Ernsthaftes zu sagen haben, oder? Hit me baby one more time, Born to make you happy – ich gehe Songtitel von Britney Spears in meinem Kopf durch. Klingt alles ziemlich toxic ehrlich gesagt. Wir meinten alles ironisch / Auch die Ironie sang Rainald Grebe über die Neu-Neu-Neunziger. Ja?
Jetzt laufen die Backstreet Boys: I never wanna hear you say / I want it that way. - Moment, denke ich schon wieder, das ist doch auch ein Lovesong. Die buhlen um Millionen von Herzen mit dem Hinweis, dass sie null daran interessiert sind, was diese Herzen wollen? You say it best / when you say nothing at all schmachtet Ronan Keating zusammen mit allen Anwesenden. Inklusive mir: Ist doch nur Pop, denke ich, hole mir ein Bier und gehe tanzen. Zu Nsync: Why do you push me away / All that I want is to give you love / You can call me selfish / But all I want is your love / What is wrong with being selfish?
Ich versuche, mir diese Zeilen in einem Britney Spears Song vorzustellen. Nie im Leben. My loneliness is killing me – alle verziehen das Gesicht ganz leidend beim Mitsingen. Sie buhlt um Millionen Herzen mit der Bitte, erlöst zu werden. Noch kann sie nichts mit sich anfangen, braucht einen Boy, um überhaupt lebensfähig zu sein: The reason I breathe is you, boy.
Ich versuche, mir diese Zeile in einem Backstreet Boys Song vorzustellen. Never ever. Deren Sehnsucht ist weit weniger selbstlos: I don't care who you are / Where you're from / What you did / As long as you love me - Naja, denke ich dann, passt ja eigentlich alles: Das völlig unselbstständige Girl, das einen Boy braucht, der ihr sagt, welchen way sie zu wanten hat und der Boy, der ein Girl sucht, das ihn genau dafür liebt. Matched doch.
Während Christina Aguilera der gesamten Party erklärt, dass sie eine Flasche ist, die man nur richtig rubbeln muss, damit aus ihr ein Geist wird, der einem alle Wünsche erfüllt, hole ich mir noch ein Bier. Ich höre: Whatever I said / Whatever I did / I didn't mean it / I just want you back for good - Tja, Take That, Anastacia, denke ich, die zuvor in 'Sick and Tired' jemanden gar nicht back haben wollte und zu ihm meinte: Your love is not fair / you live in a world where you didn't listen.
Ich höre zu, Anastacia, ich höre jetzt einfach mal zu und erstaune darüber, dass auf einmal neue Töne erklingen: Richtung 2000er klingt nämlich plötzlich vieles anders. Erst die Sugarbabes: Better find a way out of your fear / … / I set by, see, I'm gonna do this for me – Stark. Selbst der Song What a girl wants von Christina Aguilera handelt nicht mehr davon, gerettet werden zu wollen oder Diamanten zu brauchen, sondern beschreibt eine überraschend gesund wirkende Beziehung: I wanna thank you / For giving me time to breathe – Ich kann mich an keinen Song auf dieser Party erinnern, in dem ein Boy der Angebeteten time to breathe versprochen hat. Das klang alles eher so: And it's me you need to show / how deep is your love?
Tja. Take That, Boys. Während Nsync ein Girl in 'I want you back' noch mit den Worten: It's hard to say I'm sorry / It's hard to make the things I did undone zurück wollen, bezeichnen sich Destinys Child plötzlich gar nicht mehr als Verlassene, sondern als Surviver. Oder antworten sich in dem Song 'Girl’ auf die Zeilen I can't let him go / because he needs me im Refrain selbst mit: You don't have to be hiding / Don't you be ashamed to say he hurt you / What do you mean, you don't need us to help? - Klingt als wäre 'If you wanna be my lover' erwachsen geworden. Sogar Britney korrigiert sich: I'm stronger than yesterday / My loneliness ain't killing me no more. - Der sagt kein Boy mehr, I want it that way. Yes. Dazu kann man ja endlich wieder tanzen. Take that, Take That.
Zu Hause werde ich herausfinden, dass die Lyrics von '...Baby one more time', 'I want it that way', und 'As long as you love me' vom selben Mann geschrieben wurden. Auch die Texte von 'Born to make you happy' und 'Quit playing games with my heart' wurden von ein und demselben Typen geschrieben. Waren die verzweifelten Girls, die ohne einen starken Lover gar nichts sind, und die starken Boys, die den Girls sagen, was sie brauchen, einfach nur Fantasien von ein paar Männern? Sind Girls in Wahrheit niemals so gewesen?
Ich beschließe, mir kein weiteres Bier zu holen. Es laufen die Venga Boys. Endlich wieder Nonsense. The Vengabus is coming / And everybody's dancing Ja. Alle tanzen. Ich auch. Ist es am Ende doch alles nur bedeutungsloser Pop? Les' ich das alles da nur rein? Höre ich das, was ich hören will? Andererseits: Warum heißen die Venga Boys eigentlich Venga Boys? Waren das nicht zwei Männer und zwei Frauen?
90s Kids will remember. Ja? Sie sind überall: Die 90er und 2000er Partys, die Songs meiner Kindheit und Jugend. Sie lösen etwas aus. Dabei kommt es zu neuen Begegnungen, denn viele dieser Songs kenne ich nur in Lautsprache, Kauderwelsch, kindlichem Unfug. Ich kann die Texte mitsingen, ohne zu wissen, was sie bedeuten. Oft genug war nie eine Bedeutung da: Ja Ja Ja Coco Jambo / Ja Ja Je / Ejooo – als Kind dachte ich, das sei ein englischer Satz. Jetzt, da ich die Sprache verstehe, entstehen aber auch seltsame Irritationen. Erst neulich:
Sometimes von Britney Spears: Sometimes I run / Sometimes I hide / Sometimes I'm scared of you - Moment, das ist doch ein Lovesong, das klingt aber nicht sehr gesund, liebe Britney. I'm addicted to you / Don't you know that you're toxic? Ich tanze. Später Anastacia: 'Left outside alone': Careless, helpless little man / someday you might understand / There is nothing more to say / … / It's not Ok / I don't feel safe!
Klingt ganz schön ernst für harmlose Popsongs, die ein bisschen Liebe hier, ein bisschen Herzschmerz da, doch eigentlich nix Ernsthaftes zu sagen haben, oder? Hit me baby one more time, Born to make you happy – ich gehe Songtitel von Britney Spears in meinem Kopf durch. Klingt alles ziemlich toxic ehrlich gesagt. Wir meinten alles ironisch / Auch die Ironie sang Rainald Grebe über die Neu-Neu-Neunziger. Ja?
Jetzt laufen die Backstreet Boys: I never wanna hear you say / I want it that way. - Moment, denke ich schon wieder, das ist doch auch ein Lovesong. Die buhlen um Millionen von Herzen mit dem Hinweis, dass sie null daran interessiert sind, was diese Herzen wollen? You say it best / when you say nothing at all schmachtet Ronan Keating zusammen mit allen Anwesenden. Inklusive mir: Ist doch nur Pop, denke ich, hole mir ein Bier und gehe tanzen. Zu Nsync: Why do you push me away / All that I want is to give you love / You can call me selfish / But all I want is your love / What is wrong with being selfish?
Ich versuche, mir diese Zeilen in einem Britney Spears Song vorzustellen. Nie im Leben. My loneliness is killing me – alle verziehen das Gesicht ganz leidend beim Mitsingen. Sie buhlt um Millionen Herzen mit der Bitte, erlöst zu werden. Noch kann sie nichts mit sich anfangen, braucht einen Boy, um überhaupt lebensfähig zu sein: The reason I breathe is you, boy.
Ich versuche, mir diese Zeile in einem Backstreet Boys Song vorzustellen. Never ever. Deren Sehnsucht ist weit weniger selbstlos: I don't care who you are / Where you're from / What you did / As long as you love me - Naja, denke ich dann, passt ja eigentlich alles: Das völlig unselbstständige Girl, das einen Boy braucht, der ihr sagt, welchen way sie zu wanten hat und der Boy, der ein Girl sucht, das ihn genau dafür liebt. Matched doch.
Während Christina Aguilera der gesamten Party erklärt, dass sie eine Flasche ist, die man nur richtig rubbeln muss, damit aus ihr ein Geist wird, der einem alle Wünsche erfüllt, hole ich mir noch ein Bier. Ich höre: Whatever I said / Whatever I did / I didn't mean it / I just want you back for good - Tja, Take That, Anastacia, denke ich, die zuvor in 'Sick and Tired' jemanden gar nicht back haben wollte und zu ihm meinte: Your love is not fair / you live in a world where you didn't listen.
Ich höre zu, Anastacia, ich höre jetzt einfach mal zu und erstaune darüber, dass auf einmal neue Töne erklingen: Richtung 2000er klingt nämlich plötzlich vieles anders. Erst die Sugarbabes: Better find a way out of your fear / … / I set by, see, I'm gonna do this for me – Stark. Selbst der Song What a girl wants von Christina Aguilera handelt nicht mehr davon, gerettet werden zu wollen oder Diamanten zu brauchen, sondern beschreibt eine überraschend gesund wirkende Beziehung: I wanna thank you / For giving me time to breathe – Ich kann mich an keinen Song auf dieser Party erinnern, in dem ein Boy der Angebeteten time to breathe versprochen hat. Das klang alles eher so: And it's me you need to show / how deep is your love?
Tja. Take That, Boys. Während Nsync ein Girl in 'I want you back' noch mit den Worten: It's hard to say I'm sorry / It's hard to make the things I did undone zurück wollen, bezeichnen sich Destinys Child plötzlich gar nicht mehr als Verlassene, sondern als Surviver. Oder antworten sich in dem Song 'Girl’ auf die Zeilen I can't let him go / because he needs me im Refrain selbst mit: You don't have to be hiding / Don't you be ashamed to say he hurt you / What do you mean, you don't need us to help? - Klingt als wäre 'If you wanna be my lover' erwachsen geworden. Sogar Britney korrigiert sich: I'm stronger than yesterday / My loneliness ain't killing me no more. - Der sagt kein Boy mehr, I want it that way. Yes. Dazu kann man ja endlich wieder tanzen. Take that, Take That.
Zu Hause werde ich herausfinden, dass die Lyrics von '...Baby one more time', 'I want it that way', und 'As long as you love me' vom selben Mann geschrieben wurden. Auch die Texte von 'Born to make you happy' und 'Quit playing games with my heart' wurden von ein und demselben Typen geschrieben. Waren die verzweifelten Girls, die ohne einen starken Lover gar nichts sind, und die starken Boys, die den Girls sagen, was sie brauchen, einfach nur Fantasien von ein paar Männern? Sind Girls in Wahrheit niemals so gewesen?
Ich beschließe, mir kein weiteres Bier zu holen. Es laufen die Venga Boys. Endlich wieder Nonsense. The Vengabus is coming / And everybody's dancing Ja. Alle tanzen. Ich auch. Ist es am Ende doch alles nur bedeutungsloser Pop? Les' ich das alles da nur rein? Höre ich das, was ich hören will? Andererseits: Warum heißen die Venga Boys eigentlich Venga Boys? Waren das nicht zwei Männer und zwei Frauen?